Newsletter der Luisenburg-Festspiele 06/2023

Die fünf großen Eigenproduktionen der Spielzeit 2023 gehen zu Ende. Am Sonntag ist Schluss damit und mit Oper und Operette folgen die Gastspiele.

So schnell vergeht der Sommer. Ein Blick auf Oper und Operette gibt Auskunft, was Verdis RIGOLETTO bedeutet und wer BALL IM SAVOY komponiert hat.

Um Komposition geht es auch im Interview mit Marian Lux. Seine Bühnenpartnerin Gayle Tufts schildert ihren Eindruck von der Luisenburg und FRANKENSTEIN.

Jonas Hein beantwortet Fragen nach seiner Karriere und dem Wetter auf der Luisenburg. Nadine Lauterbach dagegen springt ein.

Das alles im neuen Newsletter der Luisenburg-Festspiele.

BALL IM SAVOY von Paul Abraham – Eine außergewöhnliche Operette und ein tragisches Schicksal

Mit BALL IM SAVOY zeigen die Luisenburg-Festspiele erstmals eine Operette aus den 1930er Jahren, die ihrer Zeit weit voraus war und die zugleich das Ende des modernen, innovativen Musiktheaters in Europa markiert. Denn nach BALL IM SAVOY kamen die Nazis und mit ihnen die vorläufige Zerstörung der europäischen Kulturtradition.

Die Zerstörung von Kunst und Kultur durch die barbarischen Nazis lässt sich an den vielen Biografien festmachen, die mit Leib und Leben bedroht waren und von denen nicht wenige mit dem gewaltsamen Tod endeten.

Einer von denen, die vor dem Terror fliehen mussten und die auch nach Ende der Naziherrschaft nicht wieder ins Leben zurückgefunden haben, war Paul Abraham.

Der ungarisch-jüdische Musiker und Komponist, der neben BALL IM SAVOY, DIE BLUME VON HAWAI, und VIKTORIA UND IHR HUSAR komponiert hat, war eines der größten musikalischen Talente in ganz Europa. 1892 in der Nähe von Budapest geboren, kam er 1930 nach Berlin, wo er innerhalb von nur drei Jahren zum europaweit meist umjubelten Operettenkönig seiner Zeit aufstieg.

Seine Stücke ranken sich um die Irrungen und Wirrungen zwischen den Geschlechtern und dem ewigen Kampf um Liebe, Begehren und Anerkennung. Seine Musik spiegelt die Lebenslust, aber auch die Brüche jener Jahre ziwschen den großen Kriegen. Vergnügliches, Freches und Frivoles mischte er mit amerikanischem Jazz, aber auch mit ungarisch-österreichisch-berlinerischem Lokalkolorit.

Seiner Werke waren weit verbreitet und durch Schallplatten und Filme war er sowohl was die Einnahmen, als auch was die Aufführungszahlen betraf, der erfolgreichste Operettenkomponist der Welt. Er lebte diesen Erfolg und sein Lebensstil war in dieser Zeit legendär. Mit dem Musikfilm “Die Privatsekretärin”, den das das Lied “Ich bin ja heut so glücklich” zum Evergreen machte, hatte er 1931 seinen größten Kino-Erfolg.

Er arbeitete mit den besten Librettisten seiner Zeit, Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald, die auch BALL IM SAVOY schrieben, zusammen. Dementsprechend irrwitzig gereimt, sarkastisch und gewagt sind die Liedtexte und Dialoge seiner Operetten. Das gab es damals nicht und das Publikum war begeistert. Den Titel „König der Jazz-Operette“ trug er zurecht und er galt als legitimer Nachfolger von Franz Lehár.

Die Luisenburg-Festspiele zeigen BALL IM SAVOY vom 17. August bis einschließlich 21. August

BALL IM SAVOY markiert den Höhepunkt jener Erneuerung der Operette, der sich Abraham verschrieben hatte. Mit Elementen des Jazz, des Swing, Ethno-Musik und neuen musikalischen Formen des Walzers, verschaffte er der altehrwürdigen Gattung eine Frische und Lebendigkeit, die sie seit damals nie wieder erreicht hat.

Das alles endete schlagartig, als die Nazis ihn 1933 aus Berlin vertrieben und er gerade noch nach Budapest fliehen konnte.

Zwar gelang ihm über Ungarn und Kuba letztendlich die Flucht in die USA, aber er konnte nie mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen. In New York erkrankte er an Syphilis, versank in Geistesverwirrung und verbrachte schließlich zehn Jahre in einer psychiatrischen Klinik. Ein besonders tragischer Fall eines deutschen Emigranten in den USA, der wie kaum ein Zweiter in die aufstrebende und innovationsfreudige Kunstszene der Neuen Welt gepasst hätte.

Erst 1956 kam er auf Betreiben von Freunden schließlich nach Europa zurück, die ihn sofort ins Eppendorfer Klinikum in Hamburg zur Behandlung brachten. Die letzten vier Jahre bis zu seinem Tod 1960 verbrachte er in seiner Wohnung in der Hansestadt gemeinsam mit seiner Frau Charlotte.

Es mussten nochmal über 50 Jahre vergehen, bis Paul Abrahams Stücke eine Renaissance erleben konnten. Von Berlin aus können seine Werke nach und nach wiederentdeckt werden.

Die jüdische Berliner Operettenkultur der 1920er- und 1930er Jahre erlebt eine Auferstehung und mit BALL IM SAVOY kommt “das Meisterstück der Berliner Operette zurück”, so der Berliner Intendant Barrie Kosky „BALL IM SAVOY hat eine köstliche Ironie und eine unglaubliche Modernität, was Ansichten bezüglich Partnerschaft und Beziehung betrifft.“ Man spüre, so Kosky weiter, dass diese Arbeit der Beginn von etwas ganz Außergewöhnlichem in Abrahams Werk gewesen ist.

Tragisch ist, dass nur einen Monat nach der umjubelten Uraufführung von BALL IM SAVOY Paul Abraham für immer Berlin verlassen musste und seine Karriere brutal beendet wurde.

Die Luisenburg-Festspiele zeigen BALL IM SAVOY vom 17. August bis einschließlich 21. August in einer Produktion der Kammeroper Köln.

RIGOLETTO – Verdis modernste und dramatischste Oper. Jetzt auf der Luisenburg zu sehen

Keine Oper von Verdi ist erfolgreicher und spektakulärer. Noch heute wird dieses Erfolgsstück kontrovers aufgenommen und gleichzeitig vehement gefeiert.

Das liegt auch daran, dass sich Gesellschaftskritik mit psychologischer Tragödie in einer Oper vereint, die musikalisch ungeheuer viel zu bieten hat. Verdi hat es hier zum ersten Mal in seiner Karriere geschafft, Aktualität und brennende gesellschaftliche Themen in eine universelle Geschichte zu übertragen, die spannend, verständlich und erschütternd ist.

Damit wurde das moderne Musikdrama populär und für viele Menschen verständlich und interessant.

Inhaltlich basiert das Libretto von Francesco Maria Piave auf Victor Hugos Drama “Der König amüsiert sich”, das nach 1832 lange Jahre von der Zensur verboten blieb.

Die Geschichte lässt kaum etwas aus: Laster und Leidenschaft herrschen am Hofe des Herzogs von Mantua. Er ist bekannt für seine Eskapaden und Gefühlsausbrüche. Vor seiner Verführung und Entehrung ist keine Frau sicher.

Rigoletto, der bucklige Hofnarr des Herzogs, treibt seinen Spott mit den Entehrten: Er verhöhnt den Grafen Ceprano, dessen Ehefrau der Herzog gerade ins Auge gefasst hat, und den Graf von Monterone, dessen Tochter entehrt wurde. Außer sich, schwört Ceprano Rache, und Monterone verflucht schließlich den Herzog und Rigoletto. Mit diesem Fluch nehmen die verhängnisvollen Verwicklungen in Verdis Meisterwerk “Rigoletto” ihren Lauf.

Der Fluch des Monterone hat Rigoletto beunruhigt: Schnell will er sich vergewissern, dass seine schöne Tochter Gilda in Sicherheit ist. Eindringlich schärft er ihr ein, das Haus nicht zu verlassen. Doch das Unheil lauert schon vor der Tür: Der Herzog selbst hat sich als Student verkleidet ins Haus geschlichen, erkennt in Gilda das schöne Mädchen, das ihm seit längerer Zeit aufgefallen war und macht ihr den Hof. Gleichzeitig bereiten Höflinge des Herzogs die Entführung Gildas vor, da sie sie für die Geliebte Rigolettos halten und dem Hofnarren eine Lehre erteilen wollen.

Das ist die Tragödie auf den Punkt gebracht. Rigoletto ist der Hofnarr, der Opfer seines Doppellebens wird: Einerseits unterstützt er zynisch die Laster seines Herzogs, andererseits will er seine Tochter vor dem Herzog schützen.

War der Herzog gerade noch erzürnt über die Entführung seiner neuen Geliebten, so freut er sich nun umso mehr, dass sie ihm direkt ins Haus gebracht worden ist. Gilda verliebt sich in ihren Verführer, während ihr Vater Rigoletto gnadenlos von den Höflingen verspottet wird. Endgültig verzweifelt ist Rigoletto, als er Gildas Gefühle für den Herzog entdeckt. Er versucht, ihr die Liebe auszureden, indem er ihr vor Augen führt, dass der Herzog sofort die nächste Frau umgarnt. In Männerkleidung schickt er Gilda fort.

Rigoletto schwört, die Rache Monterones, der in den Kerker geworfen wurde, zu vollenden. Kurz zuvor war ihm der Mörder Sparafucile begegnet, den er nun beauftragt, den Herzog zu ermorden und ihm die Leiche in einem Sack zu bringen.

Doch Sparafucile wird von seiner Schwester abgehalten, die gerade den Verführungskünsten des Herzogs erlegen war. Stattdessen will er den nächsten Mann ermorden, der durch die Tür kommt – mitten in einem Gewitter trifft dies ausgerechnet die verkleidete Gilda. Aus Liebe hatte sie sich entschieden, für den Herzog in den Tod zu gehen, nachdem sie die beiden belauscht hatte. Als Rigoletto den Sack öffnet, bleibt ihm nur noch die verzweifelte Klage über den Fluch, der ihn getroffen hat.

Dramatischer und brutaler kann eine Geschichte nicht sein, in der ein Außenseiter sich verzweifelt in die Macht- und Herrschaftsverhältnisse einpassen möchte, um sich und sein Leben zu retten.

Dass es ihm nicht gelingt, zeigt Verdi mit einer direkten Erbarmungslosigkeit, die viel über feudale Herrschaft und menschliches Unvermögen sagt. So wahrhaftig die Geschichte ist, so üppig ist die Musik. Verdi komponiert seinen RIGOLETTO mit allen Wirkungsmechanismen, die die Musik zu bieten hat und erhöht damit den dramatischen Charakter des Dramas.

Das ist bis heute große Opernkunst. Auf der Luisenburg zu erleben vom 25. August bis einschließlich 27. August in einem Gastspiel der Landesbühne Sachsen.

Jonas Hein – Hauptrollen in FRANKENSTEIN und MOULIN ROUGE

Jonas Hein ist Viktor Frankenstein. Das erfordert angesichts der Rolle und der Bedingungen einen großen Kraftakt. Bekanntlich spielen die Festspiele das große Musikdrama fast ausschließlich bei Regen – das sogenannte Frankensteinwetter. Das ist für das gesamte Ensemble und die Technik eine Herausforderung, die bisher immer bravourös gemeistert wurden.

Jonas Hein spielt nicht nur auf der Luisenburg große Rollen. Er ist aktuell in dem Musical MOULIN ROUGE der Mehr-BB Entertainment in einer Hauptrolle zu erleben. Die Erfolgsproduktion wird im Musical Dome in Köln gezeigt und gilt als eine der zurzeit spektakulärsten und erfolgreichsten Musicals der Welt. Mit 10 TONY AWARDS ausgezeichnet, ist MOULIN ROUGE mit 75 Songs ein Werk, das von Jaques Offenbach bis Lady Gaga die Musikgeschichte zelebriert.

Wir fragen Jonas Hein kurz vor seinem Auftritt und im Kostüm von Frankenstein.

Jonas Hein, Du spielst die Titelrolle in dem Musical FRANKENSTEIN auf der Luisenburg. Trotz Regen und Kälte, bist Du die gesamte Spieldauer auf der Bühne. Wie waren die Regenvorstellungen für Dich? Was sind die Herausforderungen dabei auf dieser Bühne?

Die Bühne der Luisenburg ist ein besonderer Ort, mit so vielen Möglichkeiten. Bei FRANKENSTEIN bespielen wir jeden Winkel der Bühne, was bei besten Wetterbedingungen bereits sehr fordernd ist. Bei Regen allerdings, ist so viel mehr Konzentration und Aufmerksamkeit gefragt. Alles ist nass. Böden, Treppen und Felsen werden zur Rutschpartie und durchhalten ist angesagt. Zudem kommt, dass ich so gut wie nie von der Bühne gehe. Der Atmosphäre des Stückes tut der Regen aber keinen Abbruch. Im Gegenteil. Mein meint fast, es müsse so sein.

Jonas hein spielt die Titelrolle in dem Musical Frankenstein auf der Luisenburg

Du bist parallel in der Erfolgsproduktion MOULIN ROUGE in Köln engagiert. Was spielst Du da und wie verbindest Du das mit Deinem Engagement auf der Luisenburg?

In Köln bei ich jetzt seit zwei Wochen als Walk-In Cover in der männlichen Hauptrolle “Christian” zu sehen. Ich habe die Rolle sehr kurzfristig gelernt und bereits nach wenigen Proben auf die Bühne gebracht. Einer meiner extremsten Bühnenerfahrungen bisher. Eine Verbindung zwischen MOULIN ROUGE und FRANKENSTEIN kann ich nicht wirklich ziehen. Bis auf das beide Rollen sehr anspruchsvoll sind und mich als Darsteller sehr fordern.
Was mir persönlich sehr gefällt.

Jonas Hein als Walk-In Cover für die männliche Hauptrolle Christian

Sie kann alles – Nadine Lauterbach spielt großes Musiktheater. Fast überall.

Nadine Lauterbach hat 2019 den Nachwuchspreis der Luisenbug-Festspiele gewonnen. Seitdem spielt sie erfolgreich auf vielen Bühnen im deutschsprachigen Raum viele, sehr unterschiedliche Rollen.

Sie gehört zum Luisenburger Ensemble und hat das Publikum in ihrer historischen Rolle in KALTE FREIHEIT als Frau Jirina Prosvicova beeindruckt. Aber auch in SISTER ACT zeigt sie ihr Können und kann als Schwester Mary Patrick eine ganz andere Seite ihres musikalischen und darstellerischen Vermögens präsentieren.

Diese Vielseitigkeit ist kein Zufall. Im Gegenteil, Nadine Lauterbach kann die dramatischen Fächer ebenso wie die komödiantischen und fühlt sich in beiden sehr wohl. Dass sie dieses enorme Talent auch auf anderen Bühnen zeigt, beweist der Erfolg, den sie in TANZ DER VAMPIRE, dem großen Musical, hatte. Und im Juli musste sie kurzfristig in Stuttgart aushelfen, damit die Show überhaupt stattfinden konnte.

Musiktheaterdarsteller und -darstellerinnen sind, wenn sie auf dem hohen, internationalen Niveau agieren wie Nadine Lauterbach, sehr gefragt. Da kann es sein, dass sie trotz eines aktuellen Engagements schnell aushelfen müssen. Ein Rollenwechsel, der sehr viel erfordert: Flexibilität, Konzentration und Professionalität.

Sie spielt in diesen Tagen die letzten Vorstellungen auf der Felsenbühne und ist mitten in den Vorbereitungen für SISTER ACT.

Wir fragen sie in der Kostümabteilung, wo sie in gerade in das Nonnenkostüm schlüpft.

Nadine Lauterbach in ihrer historischen Rolle in KALTE FREIHEIT als Frau Jirina Prosvicova

Nadine Lauterbach, was hast Du in der Erfolgsproduktion TANZ DER VAMPIRE gespielt? Wann und weshalb bist Du eingesprungen?

Bei Tanz der Vampire war ich im Ensemble zu sehen und als Cover für Rebecca. Angefangen habe ich in Oberhausen 2019 und 2020 und danach habe ich bis März 2023 in Stuttgart gespielt.

Ich bin am 28. Juli kurzfristig eingesprungen, da alle Personen, die die Rolle Rebecca spielen entweder krank oder im Urlaub waren und somit nicht spielen konnten. Ich habe es an dem Tag selbst erfahren und bin dann direkt losgefahren um auszuhelfen.

Wie ist es für Dich, auf der Luisenburg unter freiem Himmel zu spielen? Noch dazu, wenn das Wetter so unstet ist?

Die letzten Sommer habe in einem dunklen Theater verbracht und deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, in diesen Sommer wieder Open-Air auf der Luisenburg spielen zu dürfen.

Das Wetter macht natürlich auch den Reiz im Freilichttheater aus und das finde ich schön. Manchmal hat so eine Regenshow ihren ganz besonderen Charme und solange es ausgewogen bleibt, macht es unter allen Bedingungen sehr viel Spaß

Nadine Lauterbach in Ihrem Kostüm bei der Erfolgsproduktion TANZ DER VAMPIRE

Wenn Hans Zimmer aus Los Angeles anruft – Marian Lux komponiert für die Luisenburg-Festspiele

Marian Lux gilt als eines der größten Talente in der Musikszene, wenn es um Fil m- und Fernsehmusik geht. Dass er auch großes Musiktheater kann, hat er in dieser Saison eindrucksvoll in FRANKENSTEIN bewiesen.

Das ist nicht seine erste Arbeit für das Musiktheater. Begonnen hat er mit DER MEDICUS 2017 als Co-Komponist und mit LOTTE 2015 und mit DORNRÖSCHEN – DAS MUSICAL 2018 hat er den Sprung nach oben geschafft. Seine Musik überschreitet souverän die gängigen Grenzen und seine Klangkompositionen sind ebenso gefühlsgesättigt wie tiefgreifend. Sinfonisches mischt er gekonnt mit modernen Elementen, er kombiniert Elektronik mit getragenen, elegischen Passagen und beherrscht die ganze Palette der großen Klangkunst.

Für ihn taugt keine Schublade, weshalb er Gesang, Orchester und Klänge auf der großen Bühne perfekt platziert und dafür sorgt, dass das Publikum – wie in FRANKENSTEIN – von seiner Musik begeistert ist und erschüttert das Theater verlässt. Seine Vorliebe für die Filmmusik erlaubt ihm, Emotion und Inhalt in Töne zu verwandeln, die sich mit der Handlung zu einem Gesamtwerk verbinden.

Wie ist das, für die große Felsenbühne und für Musiktheater unter einem freien Himmel zu komponieren? Wir fragen Marian Lux.

Es ist toll hier, toll mit zwei dicken Ausrufezeichen. Als ich das erste Mal zu Besuch hier war, das war vor zwei Jahren, hat mich Brigit Simmler durch ihr Haus geführt und ist mit mir durch die Katakomben gegangen und ich dachte, hier will ich hoch hinaus, hier will ich auf die Bühne.

Die Bühne ist magisch, oder?

Die Luisenburg ist ein ganz besonderer Ort. Dieses Theater ist mystischer, spannender und schöner, als so viele andere Orte. Und wenn du auf die Bühne kommst, mit dieser unfassbaren Größe, spürst du trotzdem den Charme, diese Faszination, die von hier ausgeht.

Marian Lux komponiert für die Luisenburg-Festspiele

Welche Rolle spielt diese Bühne in Deiner Komposition?

Oh, das ist eine gute Frage. Sie beeinflusst die Musik, ganz klar. Man hat das Gefühl, dass man sich auf dieser Bühne mehr erlauben kann, dass mehr möglich ist. Andererseits muss man die Folgen genau bedenken, Respekt haben vor dem, was daraus wird. Das ist nicht einfach für diese Bühne zu komponieren.

Ihr habt mit FRANKENSTEIN eine große musikdramatische Produktion auf die Bühne gestellt, die beim Publikum großes Erstaunen und große Freude hervorruft. Nicht zuletzt wegen der grandiosen Musik.

Wenn es so ist, freut mich das sehr. Wir wollten etwas Neues erschaffen und keine Stereotypen bedienen. Ich wollte, dass man ein neues Hörerlebnis hat. Es sollten sehr viele verschiedene Stilelemente einbezogen werden. Wichtig war mir die elektronische Komponente, denn die Kreatur wird ja elektronisch erweckt.

Es klingt wie eine Mischung aus großer, moderner Oper und einem großen Soundtrack für einen großen Film. Du hast da keine Berührungsängste.

Das stimmt. Ich verrate hier mal ein Geheimnis. Es gibt sogar ein klassisches Zitat: in der Illuminati-Szene zitiere ich Beethovens Mondscheinsonate. Ich lege Wert auf eine große Bandbreite, von Klassik über Elektronik bis zu Haus- oder Clubmusik und wieder zurück.

Ist das ein Marian-Lux-Stil oder eine Spezialität für FRANKENSTEIN?

Das ist für FRANKENSTEIN. Ich komme ja eigentlich aus der Filmmusik, da denkt und arbeitet man projektbezogen. Die Frage ist immer, welche Art von Film ist es? Ein Märchenfilm oder eine Serie oder ein Krimi. Davon hängt die Musik ab.

Wie bist Du zur Filmmusik gekommen?

Ich habe mit Klavier angefangen und bin dann zur Komposition gekommen. Ich wollte immer meinen eigenen Weg gehen und mache noch heute beides, Klavierspiele – zum Beispiel auf der Bühne in der musikalischen Leitung bei FRANKENSTEIN – und die Arbeit als Komponist. Ich brauche beides. In meinem Studium habe ich mich auf Medienkomposition konzentriert und konnte so meiner Liebe zur Filmmusik nachgehen. Ich habe schon als Junge immer viel Filmmusik gehört und wollte eines Tages meine Leidenschaft für dieses Genre leben. Das hat zum Glück geklappt.

Hattest Du Vorbilder?

Ja, das gibt es einige. Von John Williams bis zu Hans Zimmer. Den habe ich übrigens mal kennengelernt.

Hans Zimmer, den größten Hollywood-Komponisten der Gegenwart?

Ja, da war ich allerdings noch jung. Er kam in unsere Schule und ich habe mit ihm an Klavier gespielt. Das hat ihm gefallen und er wollte, dass ich ihn in Los Angeles anrufe. Das habe ich gemacht und er hat sich ein paar Songs von mir angehört, die ihm gefallen haben. Hat er jedenfalls gesagt.

Ein mächtiger Mentor!

Na ja, er hat mich irgendwie bestätigt, mit der Musik weiterzumachen.

Du arbeitest auch viel für junge Menschen, für Kinder und Jugendliche?

Ich arbeite viel für das Fernsehen. Für die ARD mache ich Märchenverfilmung, da habe ich jetzt schon sieben Produktionen gemacht. Auch für die LÖWENZAHN-Reihe im ZDF bin ich der Chefkomponist und betreue die Serie.

Ein Kontrast zu FRANKENSTEIN.

Ja, so gerne ich Musiktheater und Musical mache, ich liebe die Abwechslung und kann mich immer auf sehr unterschiedliche Anforderungen einstellen.

Was ist Dein nächstes Projekt?

Ich schreibe ein Weihnachtsmärchen: PETER PAN für die Oper in Kiel.

Das ist etwas anderes als FRANKENSTEIN. Viel Erfolg dabei.

Gayle Tufts besucht die Festspiele

Sie ist aus Funk und Fernsehen bekannt. Geboren ist sie in den USA, in Massachusetts, und lebt seit Jahren in Berlin: Gayle Tufts.

Schreibt und produziert Shows mit Musik und Stand-up-Comedy auf Englisch und auf Deutsch. Seit 2014 arbeitet sie zusammen mit Marian Lux, dem Komponisten, an verschiedenen Projekten.

Sie war Mitwirkende in verschiedenen Musicals, zum Beispiel DER GLÖCKNER VON NOTRE-DAME in Berlin. Sie tritt oft im legendären TIPI AM KANZELRAMT in Berlin auf oder sie singt im Friedrichstadtpalast.

Von 2003 bis 2005 war sie Teil des Quatsch Comedy Clubs. In der Spielzeit 2022/2023 spielt sie die Titelrolle in HELLO, DOLLY! in Bremen.

Sie hat sich im Juli FRANKENSTEIN auf der Luisenburg angesehen. Wir haben sie danach getroffen.

Gayle Tufts, Sie sind das erste Mal in Wunsiedel auf der Luisenburg. Das Theater ist neu. Die Bühne ist neu, Alles ist neu. Was denkt man, wenn man dieses Theater sieht? Wenn man überhaupt hier im Theater?

Man glaubt nicht, dass das, was man sieht, echt ist. Als ich den Zuschauerraum betreten habe, sind mir Kindheitserinnerungen in den Kopf geschossen. Ich komme aus den USA, aus Massachusetts. Im Sommer spielt das Boston Symphonieorchester in Tanglewood.

Das ist das berühmteste und und bekannteste Musikfestival in den USA. Dort haben Leonard Bernstein, Miles Davis, Ray Charles, Dave Brubeck und viele, viele andere gespielt.

Ja, genau dieser Ort. Ich war schon als Kind mehrmals mit meiner Familie da. Die Luisenburg ist wie Tanglewood ein Zauberort, es geht ein Zauber von hier aus. Das habe ich sofort gespürt.

Gayle Tufts

Heute haben Sie FRANKENSTEIN gesehen. Sie sind erfahren, Sie sind eine bekannte Musicaldarstellerin und Sängerin. Sie spielen, Sie singen, Sie tanzen, Sie performen. Wie ist das, als Zuschauerin dieses Musikdrama zu erleben?

Ich war sehr stolz auf meinen langjährigen Bühnenpartner Marian Lux. Wir arbeiten seit zwölf Jahren zusammen, wir schreiben Musik zusammen, und ich war wahnsinnig stolz auf Marian. Ich war sehr bewegt von seiner Musik und ich finde das einfach grandios. Es ist ein großes Thema, ein schweres Thema und ich habe dieses Buch immer sehr geliebt.

Ich verneige mich vor Jonas Hein, vor Viktor Frankenstein. Das war Wahnsinn, was der geleistet hat: Tanzen, Schauspielern, Singen. Und das auf diesem Niveau unter freiem Himmel bei diesen Bedingungen. Das ist wirklich eine hohe Kunst. Das gilt für das ganze Ensemble und das ganze Team.

Ich bin sehr beeindruckt von den Festspielen!

Vielen Dank, Gayle Tufts.

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