Das Familienstück
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Familienstück nach den Kinderbüchern von Michael Ende
Weltbekannt
Die einen denken an die liebevoll gestalteten Modell-Landschaften der Augsburger Puppenkiste, drollige Marionetten und dampfende Lokomotiven, die anderen an das Kinderprogramm des Fernsehens und zweiundfünzig Folgen Zeichentrick voller fantastischer Begebenheiten. Viele kennen die Geschichte als Musical, und manche die Platten-, Cassetten-, CD- und DVD-Vertonungen. Jeder aber hat den Radio-Hit „Eine Insel mit zwei Bergen“ im Ohr, der in unvergesslichen Dancefloor-Beats die Spitze der Charts erklomm.Grundlage all dessen ist, dass mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnete Werk „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende. Millionenfach verkauft und in 33 Sprachen übersetzt, zieht es weltweit seine Bahn und zählt seit über 50ig Jahren zu den beliebtesten Kinderbüchern.
Abenteuer mit Volldampf und Fantasie
Eine Insel mit zwei Bergen und im tiefen blauen Meer; mit viel Tunnels und Geleisen und ‘nem Eisenbahnverkehr…
Ja, das ist Lummerland. Aber Lummerland ist, wenn auch weltbekannt, so doch winzig klein. Als dort eines Tages ein Paket mit einem kleinen schwarzen Jungen abgegeben wird, wird der Platz eng. Und so beschließt König Alfons-der- Viertel-vor-Zwölfte die dicke alte Eisenbahn Emma dafür abzuschaffen. – Was aber ist ein Lokführer ohne Lok? Und was der kleine schwarze Jim ohne seinen großen rußigen Freund Lukas? Bei Nacht und Nebel stoßen die drei in See und fahren mitten hinein in ein unglaubliches Abenteuer. So stranden sie in Chinas seltsamer Hauptstadt Ping, durchdringen das Tal der Dämmerung, verirren sich in einer vom Riesen bewohnten Wüste, passieren das Ende der Welt, reparieren einen Vulkan, besiegen einen Drachen und befreien viele Kinder. Als sie schließlich die schwim- mende Insel erreichen, nehmen sie diese ins Schlepptau und lösen damit sogleich alle Lummerländer Platznöte im Handstreich.
Beste Unterhaltung für die ganze Familie
Der „feinste kleine Kerl, den ich je in meinem Leben gesehen habe“ – so Lukas über Jim – tritt den Zuschauern niemals mit erhobenem Zeigefinger entgegen, sondern immer mit Lachen und Augenzwinkern. Was als reine Fantasie erscheint, ist in Wahrheit ein Streifzug durch die Geschichte von Freundschaft, Respekt und Toleranz. Heute noch genauso aktuell wie 1960, kann „Jim Knopf und Lukas“ nach über einem halben Jahrhundert der Weichenstellung für die Zukunft gelassen entgegensehen und wird gewiss auch in den nächsten 50ig Jahren auf der dampfenden Erfolgsspur pfeifen.
Ein Jim zum Verlieben und ein Lukas mit Tatkraft
Die mit dem Luisenburg-Nachwuchspreis 2013 ausgezeichnete Simone Bartzick, die sich bereits als Sams in die Herzen des Publikums spielte, konnte zum Festspieljahr 2014 für die Partie des Jim Knopf verpflichtet werden! – Moritz Katzmair, geehrt mit dem Luisenburg-Nachwuchspreis 2012, Titelrolle in „Wast – Wohin?“ und Darsteller der ZDF Serie Rosenheimcops, überzeugt an ihrer Seite durch Witz und viel Drive.
Und welche Bühne könnte dazu ein spannenderes Bild bieten, als eben das fantastische Felsenpanorama der Luisenburg?
Premiere: Di. 27. Mai 2014
Schauspieler: Simone Bartzick, Moritz Katzmair, CC Weinberger, Paul Kaiser, Nikola Norgauer, Laura Puscheck, Uschi Reifenberger, Günter Ziegler, Alfred Schedl
Statisten: Martha Blumenthaler, Ludmilla Eggert, Julian Goldmann, Philipp Goldmann, Julia Haas, Luise Kerschbaum, Florian Kromer, Marina Lang, Julia Nickel, Romina Nowak, Elina Schönberg, Alina Wippenbeck, Lisa Wilhelm
Regie: Christoph Zauner | Musik: Günter Lehr | Bühne: Peter Engel | Kostüme: Mareile von Stritzky | Choreografie: Sebastian Eilers | Maske: Eileen Napowanez | Ton: Tobias Busch | Licht: Rolf Essers | Souffleuse: Eva-Maria Glathe-Braun | Technische Leitung: Jörg Brombacher
Alle lieben Emma
Wolfgang Schoberth in FRÄNKISCHER TAG.
Das zerklüftete Felsenlabyrinth erweist sich als ein idealer Animationsraum für Michael Endes Kinderbuchklassiker.Die Inszenierung lässt sich vom poetischen Charme der Erzählung tragen.
Im Handumdrehen nach China
Michael Weiser in NORDBAYERISCHER KURIER:
Wofür man dem Regieteam um Christoph Zauner gleich mal ein Kompliment machen kann , ist die Fantasie, mit der die allerdings auch wunderbare Bühnenlandschaft der Luisenburg bespielt wird.
Dass Kaiser und noch einige andere Akteure in mehreren Rollen auftauchen, ohne dass der Zuschauer Fugen oder gar Risse im Spiel wahrnehmen könnte – ein Zeichen für das handwerkliche Können, mit dem die Luisenburg nicht nur Klassiker, sondern auch Familienstücke angeht.
Auf der Insel mit zwei Bergen
Lissy Höller in DER NEUE TAG:
Die Premiere am Dienstag wurde ein großer Erfolg, gleich dreimal forderten die vielen Kinder im Publikum lauthals eine Zugabe.
Die größte Stärke des Stückes ist die liebevolle und einfallsreiche Inszenierung. Fast schon poetisch schweben Waldfeen durch das Felsengebirge, tanzen Igel und Schildkröte miteinander.
Überhaupt hat die Kostümbildnerin und Modedesignerin Mareile von Stritzky mit ihren Drachenkostümen ihr Meisterstück abgeliefert.
Dazu passt die Musik: Für Emma gibt es einen Blues, Jim und Lukas singen „Wir sind Freunde“, der Halbdrache Nepomuk rappt als „Raporuk“, und die Insel mit zwei Bergen“ ist die unverzichtbare Titel- und Schlussmusik.
Der Klassiker
Iphigenie auf Tauris
Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe nach Euripides
Die heimwehkranke, aus Griechenland geraubte Iphigenie aus dem mit einem Fluch beladenen Geschlecht der Tantaliden dient der Göttin Diana auf der Insel Tauris als Priesterin. König Thoas, dessen Werben Iphigenie zurückweist, befiehlt daraufhin, zwei Fremde, Orest, Iphigenies unerkannten Bruder und dessen Freund Pylades, der Göttin Diana zu opfern …!
In “Iphigenie auf Tauris” begegnet uns Goethes Idealbild des Menschen, bei dem der Geist, die höhere Kultur (Iphigenie) den Naturmenschen (Thoas) besiegt. Goethes Ziel ist die Lösung des inneren Konflikts der Iphigenie, der Sieg des Guten und der Menschlichkeit über das Böse. Dies macht Goethes Dichtung zur Klassik schlechthin und zu einem idealen Stück für die Naturbühne der Luisenburg. Ein großes Stück für große Schauspieler, weshalb es vor genau 100 Jahren, in der ersten Saison mit professionellen Schauspielen, auf dem Programm stand – Werner Kraus spielte den Thoas – und noch weitere 4x: 1926, 1932, 1951, 1952
Kann Wahrheit Lüge sein?
Was tun, wenn man einer Familie von Tätern und Mördern entspringt, die von Rache und Wahnsinn gezeichnet ist? – Bedrängt, befragt und zur Wahrheit genötigt, wird jedes Schweigen zur Lüge!
Eine junge Frau sehnt sich weit weg, zurück in die Heimat, da reicht ihr der feindliche König persönlich die Hand, nicht wissend wer sie ist und fordert ihre Offenbarung. Als ob dieser Umstand aber noch nicht schlimm genug für Iphigenie wäre, muss sie plötzlich auch noch über Leben und Tod ihres Bruders richten. Nach dem Gesetz gilt für ihn die Todesstrafe. Der um sie anhaltende Herrscher hat diese jedoch ihretwillen kurzfristig außer Kraft gesetzt, gibt er aber nun der Tradition nach, werden Hunderte sterben! – Was tun?
Hintergrund
Die Geschichte, die Goethe bereits von Euripides übernommen hat, spielt im verfluchten Geschlecht der Tantaliden.
Tantalus war zu Gast beim Gott Jupiter und versündigte sich u.a. durch Prahlerei. Daraufhin wurde er und seine Nachkommen verflucht, so dass sie zu Mördern an ihren eignen Familienangehörigen wurden.
Agamemnon, ein Nachkomme des Tantalus, opferte seine älteste Tochter Iphigenie der Göttin Diana, um für seine griechische Flotte auf dem Weg in den Krieg um Troja günstigen Wind zu erflehen. Ihre Mutter Klytaimnestra rächt ihre Tochter indem sie ihren Ehemann Agamemnon ermordet. Das wiederum ruft den Sohn Orest auf den Plan, der seinerseits zusammen mit seiner Schwester Elektra die Mutter Klytaimnestra tötet. Der Gott Apoll verspricht, ihn von den Furien zu erlösen, die ihn seit dem Mord an der Mutter verfolgen, wenn Orest die Schwester nach Griechenland heimholt. Denn die Göttin Diana hat Iphigenie vom Opferaltar gerettet und sie auf die Insel Tauris gebracht, wo ihr Iphigenie als Priesterin dient. Sie verzehrt sich aber vor Sehnsucht nach der Heimat und nach ihrer Familie. Deshalb schlägt sie auch das Werben des Königs Thoas aus, der daraufhin den Iphigenie zuliebe abgeschafften Kult des Menschenopfers wieder einführen will. Die ersten Opfer sollen zwei Fremde sein – niemand anders als Iphigenies Bruder Orest und Pylades, die auf der Suche nach Iphigenie gefangengenommen wurden.
Iphigenie kann Orest von den Erinnyen befreien und bereitet mit ihm die heimliche Flucht vor. Andererseits will Iphigenie aus Dankbarkeit und Pflichtgefühl der Göttin, den Taurern und ihrem König gegenüber ihr Priesteramt nicht im Stich lassen…
Premiere am 18. Juli 2015
Lara Joy Körner, Michael Brandner, Adelheid Bräu, Matthias Lehmann, Alfred Schedl, Pirmin Sedlmeir
Statisten: Günter Goller, Werner Hunger, Kirstin Kukla, Romina Nowak / Fanny Wettberg, Lindsay Ready, Leonie Reiß, Christa Schädlich, Michael-Felix Schwarz, Svenja Tretter, Resl Wahl, Oliver Werthes
Regie & Bühne: Wolfgang Maria Bauer | Kostüme: Herbert Kapplmüller | Maske: Eileen Napowanez | Ton: Otto Geymeier | Licht: Rolf Essers | Souffleuse: Marina Schütz | Technische Leitung: Jörg Brombacher
Erfrischend radikal
Christian Muggenthaler in STRAUBINGER TAGBLATT:
Mit seiner Inszenierung von Goethes “Iphigenie auf Tauris” hat Regisseur Wolfgang Maria Bauer bei den Luisenburg Festspielen eine Art Überfall begangen: Er zerdrischt die Klassiker-Vitrine und stellt den Stoff frei, sinnlich und quicklebendig auf die Felsenbühne. So werden auch die Zuschauer mit erstasunlicher Bild-Schärfe überfallen: Es gibt Iphigenie auf Chili.
In dieser Inszenierung bleibt nichts heil. Denn wenn Iphigenies Bruder Orest und dessen Freund Pylades auf Tauris auftauchen und auf Thoas’ Befehl der Diana geopfert werden sollen, detoniert die Wucht des Unheils. Am Wunsiedler Spielort mit seinen uralten, wuchtigen Granitblöcken entspinnt sich eine regelrecht prähistorisch wirkende Kult-Handlung: Bauer übersetzt Goethes Drama in kraftvoll-archaische Bilder, die das Publikum hier und da regelrecht erschrecken.
Und Michael Brandner wird als König Thoas bei aller Unrast der Handlung am Ende der intellektuelle Mittelpunkt. Bauer hat ihm einen neuen End-Monolog mit Camus-Text verpasst, in dem der alte König angesichts des aufkeimenden Goetheschen humanistischen Ideals zu ganz neuen, neuzeitlichen und wiederum barbarischen Schlüssen findet.Diese Schlüsse führen zu einem überraschenden Schluss als passendem Schlusspunkt einer erfrischend radikalen Behandlung des Stoffs.
“Iphigenie” kennt viele Wahrheiten
Johanne Arzberger in FRANKENPOST:
Wie kann man heutzutage, da sich Werte-Maßstäbe nahezu täglich ändern, ein Stück wie ‘Iphigenie auf Tauris’ auf den Spielplan setzen? Und wenn ja, wie?
Er konzentriere sich, so der Regisseur, auf das, was menschlich sei. Was den Schluss beträfe, so sei ihm mehr an der Frage gelegen, wie anstelle eines Thoas auf Tauris ein Putin auf der heutigen Krim regieren würde.
Macht statt Menschlichkeit
Brigitte Gschwendter in FRANKENPOST:
Wo Krieg ist – und nicht nur da – gelten die Regeln der Mächtigen. Regisseur Wolfgang Maria Bauer misstraut der humanistischen Wandlung, die Johann Wolfgang Goethes Version von der antiken Tragödie unterscheidet. Bei Euripides (412 vor Christus) mussten Die Götter es richten, Goethe (1779) setzt auf Menschlichkeit und Liebe. Schön fanden die Zuschauer 1914 und bejubelten die werktreue “Iphigenie”-Inszenierung. 100 Jahre später emotionalisiert Regisseur Bauer die idealistische Prosafassung Goethes; er reduziert den Klassiker klug.
Hier analysiert der moderne mann sogar Iphigenies rhetorische Mittel: “Du stellst gemeinsame Bezüge heraus, Erfahrungen, die wir gemacht haben, vom Ich gleitest du unmerklich zum Wir”. Inhaltlich jedoch lässt Thoas den Appell der Priesterin an der Humanität abprallen.
Fantastisch leicht gelingt der starken Lara Joy Körner als Iphigenie die Übertragung der schweren Klassiker-Sprache hinein in Herz und Hirn der Zuschauer.
Entertainment-Charakter bringt Pylades in den schweren Stoff. Pirmin Sedlmeir entwirft die Figur eines hysterischen Angsthasen. Über Orests Erlösung vom Wahnsinn monologisiert er so wort- und showgewaltig, dass das Publikum ihm Szenenapplaus spendet.
“Schön und gut” ist dieser Abend wahrhaftig nicht. Wahr ist die Inszenierung dennoch. Und das ist gut so.
“Iphigenie” mit Unhappy End
Rudolf Görtler in FRÄNKISCHER TAG :
Natürlich ist es zu begrüßen, wenn Intendant Lerchenberg den Schneid hat, seinen Regisseur Wolfgang Maria Bauer eine “Iphigenie” auf eine der schönsten Freilichtbühnen des Landes stemmen zu lassen. die manches Großstadt-Hauses würdig wäre.
Wer wie eine Premierenbesucherin das deutsche Klassik-Drama per se um einen Geschlechterfluch und dessen Auflösung durch milde Humanität mit dem Reclam-Heft auf den Knien verfolgte, dürfte sich ungläubig die Augen gerieben haben. Der Regisseur pflegt erklärtermaßen eine große Laxheit in Fragen der Werktreue.Die Grausamkeit in klassischen Texten von antiken Dramen wird oft durch gebundene Sprache kaschiert.
Das versöhnliche Ende von Goethes Iphigenie streicht Bauer ganz und ersetzt es durch den Schluss von Camus’ “Der Fall”. Thoas, nun ein kühler Managertyp, keineswegs durch schlichte Wahrheit zu erweichen wie im klassischen Vorbild, gibt Nachhilfe im human engineering.
Die Schauspieler agieren prächtig. Der aus ZDF-Filmen bekannten Lara Joy Körner hätte man eine solch wild- verzweifelte Figur nicht zugetraut, blutig und nackt über einem Felsen hängend, bis zu körperlichen Grenzen gehend. Was auch Lehmann / Sedlmeir als Orest / Pylades mit vollem physischen Einsatz taten.
Pure Langeweile darf niemals siegen, wie sie es bei manch anderen Freilichtspielen der Region bereits getan hat.
Ein Lob für den Intendanten.
Wo die brutale Realität übers Ideal siegt
Holger Stiegler in NORDBAYERISCHER KURIER:
Was am Freitag von Bauer und seinen Mitstreitern Herbert Kapplmüller in Szene gesetzt wurde, hat die “Puristen” unter den Zuschauern ohne Zweifel irritiert. Es belegte aber andererseits die enorme Kreativität des Zweier-Teams.
Das größte Plus des Abends ist die schauspielerische Leistung des gesamten Ensembles, allen voran Lara Joy Körner: Sie geht mit ihrer Interpretation der Iphigenie an die eigenen Grenzen der körperlichen und psychischen Belastung, ihr inneres Ringen um Wahrheit oder Lüge, um Gehorsam oder Selbstbefreiung, ja um Tod odr Leben, lässt keinen Zuschauer kalt. Für sie ist es ein Einstand auf der Luisenburg, wie er besser nicht sein könnte.
Großes Kompliment gebührt auch Matthias Lehmann, der als Orest zwischen Wahnsinn und Schicksalshingabe pendelt sowie Pirmin Sedlmeir als Pylades.
Eines ist klar: Diese Inszenierung provoziert zur Diskussion und wird lange im Gedächtnis bleiben.
Das Musical
Die Comedian Harmonists
Musical von Gottfried Greffenhagen und Franz Wittenbrink
Eine unscheinbare Zeitungsanzeige 1927 markiert die Geburtsstunde der Comedian Harmonists (vgl. Abbildung rechts). Fast ein Jahr probt das Sextett unter ärmlistchen Bedingungen bis der phänomenale Durchbruch gelingt und sie in den folgenden Jahren mit Hits wie „Veronika, der Lenz ist da“, „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Ein Freund, ein guter Freund”oder “Wochenend und Sonnenschein“ die Konzertsäle erobern.
Doch in der NS-Zeit findet der kometenhafte Aufstieg “der ersten Boy Group der Geschichte” ein jähes Ende: 1935 zerbricht das zur Hälfte jüdisch besetzte Sextett. Ein Ereignis, das der Sprengkraft von der imaginierten Zerschlagung der Beatles gleichkäme.
Die Comedian Harmonists sind legendär, ihre Lieder selbst nach 80 Jahren auf der Bühne noch Erfolgsgaranten. Jeder kennt sie und ihren unvergleichlichen Sound. Nach dem Vorbild der amerikanischen „The Revelers“ entstanden, entwickelten die „Comedian Harmonists“, begleitet nur von einem Piano und die Stimmen instrumental einsetzend, einen neuen, unverwechselbaren Stil und eroberten singend die Herzen der Menschen und die Welt.
In der nur 7 Jahre dauernden Erfolgsgeschichte der „Comedian Harmonists“ spiegeln sich die zeitlosen Träume von Freundschaft und Erfolg, wie auch die Angst vor Niederlagen, Trennung und Verzweiflung wider aber auch die Zeitgeschichte mit ihrem künstlerischen Aufbrauch, ihrem gesellschaftlichen Umbruch und dem Beginn einer politischen Katastrophe.
Ein anrührendes Schauspiel mit Musik und Spaß über das legendäre Männer-Ensemble, das von ihrem Leben, ihrem Traum und ihren Liedern erzählt – und nebenbei ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Das Stück von zwei der versiertesten Erfolgemachern des heutigen Theaters hat eine ebensolche Erfolgsgeschichte wie das Vorbild. In der Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins rangiert “Comedian Harmonists” 2001 bei den Werken mit den höchsten Besucherzahlen an zweiter Stelle – nach “Faust” und noch vor (!) “Sommernachtstraum”.
Mit: Paul Hörmann, William Danne, Michael Berner, Johann Anzenberger, Victor Petitjean, Alexander Lutz, Roland Avenard
Statisterie: Frederik Fuchs, Christoph Küffner, Lukas Küffner, Tim Reichel, Jan-Niklas Rößner, Michael Pfauntsch, Dominic Rasp, Ralf Schenk, Reinhard Werner
Regie: Stefan Tilch
Kostüme: Iris Jedamski
Musikalische Leitung: Jörg Gerlach
Bühne:Jörg Brombacher
Choreographie: Sebastian Eilers
Maske: Eileen Napowanez
Ton: Tobias Busch (Ltg)
Licht: Rolf Essers (Ltg)
Souffleuse: Marina Schütz
Technische Leitung: Jörg Brombacher
Kostümassistenz: Sebastian Thiele
Studienleitung: Alexander Lutz
Schlager zu Kunstwerken gemacht
Stefan Voit in DER NEUE TAG:
Das Erfolgssextett “Die Comedian Harmonists”, dessen Schlager zu Kunstwerken wurden, war zwischen den großen Kriegen des 20. Jahrhunderts nicht nur die Sensation am Gesangshimmel, sondern zugleich Aushängeschild deutscher Kultur – auf der ganzen Welt.
Regisseur Stefan Tilch vom Landestheater Niederbayern erzählt in dieser Musical-Revue aber nicht nur die Geschichte der “ersten deutschen Boygroup”, sondern auch ein Stück deutscher Geschichte.
Bis 1935 können sie auf 200 Vokallieder, Tonfilmmelodien, Schlager, Chansons und Klassik-Hits zurückgreifen. Ihre Lieder schlagen ein: “Veronika, der Lenz ist da”, “Wochenend und Sonnenschein”, “Mein kleiner grüner Kaktus”, “Ich wollt’ ich wär ein Huhn”, “Liebling mein Herz lässt Dich grüßen”, “Wir sind von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt” oder “Mein Onkel Bumba aus Kalumba tanzt nur Rumba” werden schon damals zu Klassikern.
In Wunsiedel wird die geschichte dieser deutschen Band auf beeindruckende Weise erzählt, und auch wenn das Original das Original bleibt, so sind diese sechs Musiker verdammt nah dran. Besser kann man es nicht hinbekommen. Auch das Premieren-Publikum zeigt sich begeistert und holt die “Harmonists” mit Standing Ovations zu drei Zugaben zurück auf die Bühne.
Ein Theater-Coup in Unterfranken: präzise, elegant und hinreisend
Christian Muggenthaler Straubinger Tagblatt:
Eine Art Rock’n’Roll-Event fürs Bildungsbürgertum. Ein Euphorie-Garant. Dennoch setzt sie Wunsiedler Open-Air-Version in der Regie von Stefan Tilch, der das Buch von Gottfried Greiffenhagen und die musikalische Einrichtung von Franz Wittenbrink benutzt hat, jetzt das Pünktchen aufs Harmonie-i, so präzise, elegant und hinreißend erledigen Paul Hörmann, Michael Berner, William Danne, Johann Anzenberger und Victor Petitjean ihre Jobs.
Die Naturbühne gewährt, je nächtlicher der Himmel wird, dem Geschehen immer weiteren Raum, eröffnet beim tragischen Ende der Gesangsgruppe eine neue Dimension, weil aus der Entfernung von heller Bühnennähe zu dunkler Felsenweite das entsteht, was der Pop so dringend braucht: jede Menge Pathos.
Virtuoser Tanz am Rande des Abgrunds
Andrea Herdegen in den NÜRNBERGER NACHRICHTEN:
Regisseur Tilch und der musikalische Leiter Jörg Gerlach haben das Musical von Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink zu einem ergreifenden Lehrstück in deutscher Geschichte gemacht, das mit beschwingter Leichtigkeit beginnt und sich dann in ein ungeheuerliches Drama verwandelt.
Im Wechsel von dramatischem Szenenspiel und Evergreen-Schwelgen erlebt das Publikum das Zusammenspiel und Auseinanderbrechen dieser großen Freundschaft. Bewundernswert hält Tilch die Balance zwischen seinen sechs Hauptdarstellern.
Während Bühnenbildner Jörg Brombacher aus riesigen, zwischen Fichten und Felsen verteilten Schrankkoffern die Sttionen der Gesangsstars auftauchen und wieder verschwinden lässt, reißt das Ensemble mit von Sebastian Eilers flott und witzig choreographierten Gassenhauern wie “Wochenend und Sonnenschein” das Publikum mit.
Es ist mäuschenstill, als der Schlussakkord verklingt. Dann erhebt sich das Publikum zu jubeldem Applaus.
Der Kaktus sticht auch auf dem Felsen
Stefan Fössel in der FRÄNKISCHE TAG:
Jörg Brombachers Bühnenbild macht nun dankenswerter Weise nicht den Versuch, Hochhausschluchten in die Felsen zu pflanzen. Stattdessen sind es schrankhohe Koffer, die sich immer wieder als Wundertüten erweisen, Konzertsäle, Flügel und und ganze Amtsstuben beherbergen.
Auch akustisch ist die Bühne sicher eine Herausforderung. Dem zeigt sich gleich zu Beginn Victor Petitjean als Bass Robert Biberti gewachsen, wenn er über die ganze Bühne zum Vorsingen schlendert und mit seiner Arie nicht nur Harry Frommermann (William Danne) beeindruckt.
Überhaupt ist die Wunsiedler Ausgabe der “Comedian Harmonists”, zu denen sich bald noch Ari Leschnikoff (Paul Hörmann), Erich Abraham Collin (Michael Berner), Roman Cycowski (Johann Anzenberger) und Erwin Bootz (Alexander Lutz) gesellen. gesanglich wie tänzerisch ausgezeichnet besetzt (musikalische Leitung Jörg Gerlach).
Der Erfolg dieser frühen Boyband begründete sich auf zwar meist nicht tiefschürfenden, aber witzig-originellen Texten und auf einem frisch, frechen, manchmal frivolen Lebensgefühl, das auf der Luisenburg wiederentdeckt wird.
Irgendwo in dieser Welt
Michael Weiser im NORDBAYERISCHEN KURIER:
Es war schon so, die Luisenburg spielte bei der Premiere der “Comedian Harmonists” ihren ganz speziellen Charme aus: Wie die fünf Sänger beim Finale mit “Irgendwo auf der Welt” im Felsengewirr standen, auf verschiedenen Blöcken, auf verschiedenen Ebenen, durch Spots hervorgehoben, getrennt im Raum, vereint nur mehr im Klang, das hatte einen wehmütigen Zauber.
Paul Hörmann, William Danne, Michael Berner, Johann Anzenberger und Victor Petitjean machen ihre Sache als Sänger gut, vor allem Berner als Erich Collin und Petitjean als Robert Biberti. Alexander Lutz glänzt als leibhaftiger Bühnenpianist, Roland Avenard spielt überzeugend diverse Rollen, vom Impressario bis zum NS-Kulturfunktionär.
Vor allem das Komödiantische des Sextetts transportieren die Wunsiedler gut. Langer, lauter Beifall, einige Zugaben – das Stück könnte bald ein Renner werden.
Bestechende Premiere
üd in DER NEUE TAG:
Frack, Fliege, Pomenade im Haar – und dann natürlich “Mein kleiner grüner Kaktus”, der unsterbliche Schlager. Mit dem Musical “Die Comedian Harmonists” über das gleichnamige Berliner Gesangsensemble der 20er und 30er Jahre sind am Freitagabend die Luisenburg-Festspiele gestartet. Bis 10. August ist die Hommage an die legendären Stimmakrobaten noch 22 Mal zu sehen.
Die Comedian Harmonists bei den Luisenburger Festspielen Wunsiedel
Christian Muggenthaler Landshuter Zeitung:
Die Songs der Comedian Harmonists sind Evergreens.
Ein Quintett mit Klavierbegleitung spielte, sang und tanzte sich durch die Biographie der ersten veritablen Pop-Gruppe der deutschen Musikgeschichte: der “Comedian Harmonists”.
Das Volksstück
Glaube und Heimat
Volksstück von Karl Schönherr
„Das Stück hat es in sich! Ich gestehe, es hat mich am Ende zu Tränen gerührt – nicht aus Sentimentalität, sondern weil da am Ende der Kern des christlichen Glaubens aufscheint: Zu Vergeben, wie uns vergeben ist!“ Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner
Mit Glaube und Heimat setzen Regisseur und Intendant Michael Lerchenberg und die Luisenburg-Festspiele Wunsiedel ihre erfolgreiche Reihe von anspruchsvollem Volkstheater fort.
Gerade die von Zuschauern und Presse gefeierten Inszenierungen von Felix Mitterers “Die Geierwally”, Ludwig Thomas “Der Wittiber”, Orffs ”Bernauerin” oder, wieder Mitterer, die Tragödie um einen behinderten Buben in “Wast – wohin?” und ganz besonders die Krimi-Tragödie “Tannöd” fesselten die Luisenburg-Besucher durch die berührenden Geschichten und Schicksale ihrer Hauptpersonen: der Opfer, der Rechtlosen, der Behinderten, der Fehlgeleiteten, der Betrogenen, der Getöteten, der Leidenden.
Diese Stücke mit beeindruckenden und gefeierten Schauspielerleistungen haben große Aufführungen entstehen lassen, die heute den Ruf der Luisenburg-Festspiele als Bühne für überregional herausragendes, anspruchsvolles Volkstheater begründet haben.
1910 in Wien uraufgeführt, war “Glaube und Heimat” das erfolgreichste Drama des Tiroler Arztes Karl Schönherr und eines der besten und beliebtesten Bühnenstücke seiner Zeit. Schönherr, selbst Katholik, erinnert darin an das dunkle Kapitel der Vertreibung der Protestanten aus Österreich während der Gegenreformation. Ihm gelingt mit eigentlich Glaube oder Heimat, denn in dieser Alternative ist der Konflikt begründet, ein aufwühlendes Stück über Glaubensstärke und Mut, und über: Heimat! Was ist uns Heimat? Was ist sie uns wert? Wie können wir leben ohne Heimat?
Am Wiener Burgtheater wurde das Stück 2001 wiederentdeckt und sorgte bei Publikum und Presse für gewaltiges Aufsehen und wurde vom ORF aufgezeichnet.
In der Inszenierung von Michael Lerchenberg werden nun auf der Luisenburg u.a. der Grimme-Preisträger Michael Altmann und die Luisenburg-Nachwuchspreisträger Caroline Hetényi, Simone Bartzick, Matthias Lehmann, Moritz Katzmair sowie die Luisenburg-„Urgesteine“ Alfred Schedl, Jürgen Fischer und Uschi Reifenberger spielen.
Inhalt
Ein Edikt des katholischen Kaisers befiehlt in der Gegenreformation die Vertreibung der Protestanten aus Österreich. Der Landesherr stellt sie vor die Wahl, sich dem Willen und Glauben der Obrigkeit zu unterwerfen oder die eigene Heimat binnen zweier Tage zu verlassen. Die Bauernfamilie Rott ist zwischen dem neuen Glauben und der alten Heimat gespalten. So brutal das Vorgehen des „wilden Reiters“ ist, der im Auftrag der Regierung allen Lutheranern den Tod bringt, so verzweifelt klammern sich der alte Rott, sein Sohn und dessen Frau trotzdem an den eigenen Boden und Besitz und verleugnen ihren Glauben. Doch als die Sandpergerin als Protestantin ihre Lutherbibel nicht aus der Hand lassen will und deshalb vom „wilden Reiter“ erstochen wird, sind die Rotts bereit, ihren Glauben zu bekennen und woanders ein neues Leben zu beginnen. Auch der dem Tode schon nahe alte Rott will nicht als Ketzer auf dem Schindanger enden und bekennt sich zu Luther. Die Rott-Familie rüstet sich zur Auswanderung, muss aber aufgrund einer neuen politischen Weisung den kleinen Sohn „Spatz“ zur katholischen Umerziehung zurücklassen. Doch „Spatz“ entzieht sich dem Zugriff des “wilden Reiters” und springt in den Mühlbach.Vater und Mutter wollen zuerst den geliebten Sohn blutig rächen, lassen aber im letzten Moment vom „wilden Reiter“ ab, denn: „… drum will ich auch tun nach Gottes Wort, das heißt: Verzeih deinem Feind!“ (3. Akt)
Anhand der benachbarten Familien Rott und Sandperger werden lebendige, sehr menschliche Figuren gezeigt, mit all ihren Widersprüchen, ihren Hoffnungen, Sorgen und Ängsten, ihrer Überforderung, ihrer Hilflosigkeit und entwaffnender Gläubigkeit – und ihren Möglichkeiten des Umgangs mit dem Konflikt: Von der Verleugnung, in der Hoffnung, dass alles so bleibt wie es war, bis hin zur märtyrerhaften Selbstaufopferung. Und da jeder nur für sich selbst entscheiden kann, geht der Bruch durch die Dorfbevölkerung, es zerreißt Familien.
Dramaturgie
Schönherr führt uns in Glaube und Heimat beispielhaft und zutiefst menschlich vor, was uns die Festigkeit im Glauben, was uns eine Überzeugung alles abverlangen, ja sogar zumuten kann. „Reiter, dein ist die Gewalt: Brechen kannst, aber nicht biegen!“ (2. Akt) Aber auch das unbegreiflich Große, etwa eine unmenschliche Politik der Vertreibung, spiegelt sich in Glaube und Heimat wider im Schicksal, in der Katastrophe der Kleinen, der Opfer! Und das sind die Stoffe, die ein Theaterstück herausheben aus der Masse, ja zu einem Klassiker machen, der uns heute durch seine Aktualität wieder betroffen macht und unsere Herzen bewegt.
Denn: Heimat ist uns wieder wichtig. Wir pflegen sie, wir lieben sie, weil wir heute durch unser global gewordenes Leben mehr denn je einer Verwurzelung, eben einer Heimat bedürfen. Und: Viele verlieren heute ihre Heimat, weil sie ihre Lebensumstände dazu zwingen „in die Fremde“ zu gehen – Einheimische, wie Gastarbeiter oder Flüchtlinge: „Es treibt mich ja doch wieder heim, wie das Vieh in seinen Stall! Da bin ich gwachsen, da muss ich bleibn!“ (2. Akt)
In vielen evangelischen Familien, gerade in Franken, wird bis heute – über 400 Jahre danach! – der einstigen heimatvertriebenen Vorfahren gedacht, mit Mahnmalen daran erinnert wie z.B. in Bechofen (Bild unten) und die alte Heimat immer wieder besucht. Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind an die 100.000 Protestanten, genannt Exulanten, aus Österreich, dem Fürstbistum Salzburg oder Tirol nach Franken eingewandert! Diese Exulanten machten in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus und waren damals eine willkommene Auffrischung der ausgebluteten Region.Inzwischen erinnert man sich auch in den österreichischen Heimatgemeinden der Exulkanten von damals.
Der Autor
Karl Schönherr galt lange Zeit als der wichtigste und erfolgreichste österreichische Dramatiker neben Arthur Schnitzler. Er studierte Medizin, zunächst in Innsbruck, später in Wien, wo er ab 1891 lebte. Aber noch vor der Jahrhundertwende debütierte er mit Mundartgedichten sowie kleinen Erzählungen (im Stil traditioneller Kalendergeschichten). Aus dem “ungeheuren, verwirrenden Getriebe”, das er in Wien erlebte, “hoben sich immer klarer und schärfer die Konturen des stillen, weltfernen Berglandes” ab, erzählte Schönherr später. So spielt schon sein erstes Schauspiel in Tirol. “Der Judas von Tirol”, 1897 im Theater an der Wien uraufgeführt, fiel noch durch. Das nächste Drama, “Die Bildschnitzer” (1900), war bereits ein Erfolg, und von da an stand Schönherr eine steile Karriere offen, so daß er seine ärztliche Praxis bald schließen und sich auf das Schreiben konzentrieren konnte.
Da Schönherr in Wien lebte und nur den Sommer in Tirol verbrachte, zumeist in Telfs, später in Stams, konnte er sich, anders als sein Gegenspieler Franz Kranewitter, der sich in Innsbruck niedergelassen hatte, einerseits aus dem kulturellen Gezänk in der Provinz befreien, andererseits einen Theaterbetrieb beobachten, der eine Fülle von Anregungen bot. Schönherr orientierte sich insbesondere an Ibsen und Gerhart Hauptmann, in der Dialogführung an Anzengruber, in der Rollengestaltung auch an Kranewitter. Die Kunstfertigkeit, stumme Gebärden sprechen zu lassen, verband ihn darüberhinaus mit Dichtern wie Grillparzer und Hofmannsthal.
Schönherrs Karriere in Stichworten:
1902 übernahm die k.k.Hofbühne die Erstaufführung des Dramas “Sonnwendtag”. Seit dieser Zeit konnte Schönherr auf zahllose Angebote der bedeutendsten Schaubühnen des deutschsprachigen Raumes zurückgreifen und in der Regel selbst entscheiden, welchem Theater er jeweils die Uraufführung des jüngsten Stückes überließ. Meistens wählte er das Burgtheater oder das Deutsche Volkstheater in Wien, gelegentlich deutsche Schauspielhäuser. Die Exl-Bühne, die seit ihrer Gründung (1902, in Innsbruck) sich vor allem der Förderung der Volksdramatik verschrieben hatte (uns vor allem bekannt als Uraufführungsbühne von Felix Mitterers “Kein Platz für Idioten”), erhielt von Schönherr nur einmal ein Stück zur Erstaufführung, das Schauspiel “Der Nothelfer”. Doch wiederholt führte der Autor, wenn die Exl-Bühne eines seiner Werke spielen wollte, selbst die Regie.
Nach dem Einakter “Karrnerleut ” (1904) folgte die Komödie in drei Akten “Erde”, die Schönherrs Ruhm auch außerhalb des deutschen Sprachgebiets begründete (Uraufführung 1907, in kroatischer Sprache, in Zagreb; deutschsprachige Erstaufführung 1908 am Düsseldorfer Schauspielhaus).
Unsere in der Zeit der Gegenreformation angesiedelte Tragödie “Glaube und Heimat” (1910) entwickelte sich ebenso zu einem Kassenschlager wie später “Der Weibsteufel” (1914) und, bestimmt eines seiner schönsten Stücke, “Frau Suitner ” (1917).
Verfilmungen, Übersetzungen (ins Französische, Italienische, Englische und Tschechische) und Literaturpreise (Bauernfeld-Preis, Schiller-Preis, Grillparzer-Preis) dokumentieren, daß Schönherr die Gunst des Publikums und der Kritik gleichermaßen hat gewinnen können.
Gewiß hat es im Laufe dieser Karriere auch Einbrüche und Rückschläge gegeben: Konflikte mit der Zensur, insbesondere an der Hofbühne; einen aufsehenerregenden Plagiatstreit über “Glaube und Heimat” mit Enrica von Handel-Mazzetti; eine Auseinandersetzung mit dem Innsbrucker Stadttheater, die dazu geführt hat, daß eine Zeitlang ausgerechnet in der Heimat dieses Heimatdichters keines seiner Werke aufgeführt worden ist; schließlich (1918) die durch Hermann Bahr bewirkte Lösung des Vertrages mit der Direktion des Burgtheaters.
Nach dem Ersten Weltkrieg ist überhaupt das Interesse an Schönherrs Werk mehr und mehr zurückgegangen. Im Gegensatz zu den Heimatdramen sind die Stücke, die aktuelle soziale Fragen erörtert haben, die Familiendramen, z.B. die “Kindertragödie” (1919) und das Schauspiel “Es” (1922), und die Ärztedramen, wie “Herr Doktor, haben Sie zu essen?” (1930), sowie etliche weitere Spiele zwar wohl da und dort noch inszeniert, aber keineswegs mehr als Meisterleistungen der deutschsprachigen Dramatik gewertet worden. Anfang der dreißiger Jahre hat der Verlag Staackmann, Schönherrs wichtigster Verleger, die Bestände der meisten seiner Werke sogar größtenteils eingestampft.
Kein Tiroler Dramatiker hat jemals auch nur annähernd erreicht, was Schönherr gelungen ist: Prestige und Popularität zugleich zu erringen; jedenfalls vor Felix Mitterer.
(Johann Holzner)
Hintergrund
Zur Zeit der Gegenreformation bzw. Rekatholisierung mussten in Österreich alle Lutheraner innerhalb von zwei Tagen ihrem “Irr-Glauben” abschwören oder die Heimat verlassen. Abgesehen von einer neuen Aktualität, denn heute gibt es wieder zunehmend Verfolgungen Andersgläubiger – auch der Christen in Ländern mit anderen dominanten Religionen -, sind wir seit der Veröffentlichung des Titels mehrfach von evangelischen Christen in Franken angesprochen worden, die Nachfahren von damals Vertriebenen sind und deren Schicksal bis heute nachwirkt. So schrieb uns Herr Pfarrer Dr. Dietrich Rusam: Meine Familie ist im Dreißigjährigen Krieg 1634 aus Oberösterreich vertrieben worden (dort gibt es noch einen Ort “Ruhsam”) und mein Urgroßvater, Georg Rusam, hat das Buch geschrieben “Österreichische Exulanten in Franken und Schwaben”. In der Geschichte kommt noch vor dem offiziellen Büttel ein Ritter in einen kleinen Ort und überrascht die Bewohner, um ihnen die Möglichkeit zu nehmen, belastendes Material zu verstecken. Und er scheut nicht davor zurück, mit Foltermethoden Geständnisse zu erpressen. Anhand zweier benachbarter Familien werden lebendige, menschliche Figuren gezeigt mit all ihren Widersprüchen, Hoffnungen, Sorgen und Ängsten, Borniertheiten und entwaffnender Gläubigkeit – und den Möglichkeiten des Umgangs mit dem Konflikt: von der Verleugnung in der Hoffnung, dass dann alles so bleibt wie es ist, bis hin zur märtyrerhaften Selbstaufopferung. Und da jeder nur für sich selbst entscheiden kann, geht der Bruch durch die Familien… Mit tollen Rollen, virtuoser Technik und zum Teil reißerischer Dramaturgie gelingen Schönherr ergreifende Szenen und weisen den gelernten Arzt bereits mit diesem frühen Stück als einen der bahnbrechenden und wichtigsten Tiroler Volkstheaterautoren aus – geboren in Axams bei Innsbruck, gestorben in Schlanders in Südtirol. Gespielt wurde Schönherrs größter Bühnenerfolg von 1910 auf der Luisenburg ebenso noch nie, wie auch seine bekanntesten Stücke “Weibsteufel” und “Judas von Tirol”. Wie “Judas von Tirol” handelt sein 1916 entstandenes Stück „Volk in Not“ von den Tiroler Freiheitskämpfen der Jahre 1809/10; es wurde 1938 bisher als einziges Schönherr-Stück bei den Luisenburg-Festspielen gegeben.
Mit: Michael Altmann, Caroline Hetényi, Simone Bartzick, Jürgen Fischer, Paul Kaiser, Moritz Katzmair, Matthias Lehmann, David Lindermeier, Wolfgang Menardi, Dietmar Moessmer, Nikola Norgauer, Laura Puscheck, Uschi Reifenberger, Alfred Schedl, CC Weinberger, Günter Ziegler
Regie: Michael Lerchenberg
Bühne: Peter Jeremias
Kostüme: Eva Praxmarer
Maske: Eileen Napowanez (Ltg)
Anschluss ans Naturtheater
Helmut Schödel in SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:
Schönherr gilt als “Meister der Komprimierung”. Klobig, robust, wuchtig sind auch die Dialoge in “Glaube und Heimat”, sehr erdig. Auf der großen Naturbühne der Luisenburg, am Rand von Wunsiedel im Fichtelgebirge, erkannte Intendant Michael Lerchenberg den angemessenen Schönherr-Spielplatz.
Auf einem Felsen über dem Humuskasten sitzt im weißen Nachtgewand wie in einem Büßerhemd der alte Rott und sieht aus, als hätte sich der alte Lear von der Heide ins Fichtelgebirge und von Shakespeare in ein Schauerdrama verirrt.
Rotts Enkel, Spatz genannt, noch ein Kind (gespielt von Simone Bartzick), hört in dieser Welt, über der an einem Galgen ein Toter hängt, nicht den Totenvogel, sondern eher Lerchen zwitschern. Der Frohsinn dieses Kindes und seine Naivität schenken dem Schöpfer dieses Jammertals eine Art Unschuldsvermutung. Die Auftritte des Kindes gehören zu den schönsten Szenen der Inszenierung.
Wenn das so weitergeht und der Regisseur nicht mehr einknickt, wird jedenfalls der Intendant mit seinem Programm in die Geschichte des Sommertheaters eingehen: Wunsiedler Dramaturgie.
Heimat oder Glaube
Andreas Dittmann in NORDBAYERISCHER KURIER:
Die Luisenburg Festspiele in Wunsiedel zeigen mit “Glaube und Heimat” von Karl Schönherr ein aufwühlendes und bewegendes Stück über diese harte und ungerechte Welt, ein Stück über Heimat, Standhaftigkeit, Vertreibung und Vergebung.
Wer hier nur eine Glorifizierung der Heimat, des einfachen Volkes und des eigenen Grund und Boden sieht, schaut nicht richtig. Natürlich geht es um Heimat. Aber doch vor allem um den Verlust derselben, darum, welchen Schmerz es bedeutet, Haus, Hof und Familie verlassen zu müssen um als Flüchtling in die Fremde, ins Ungewisse zu ziehen. Mehr als 100 Jahre nach der Uraufführung des Stücks hat diese Thematik immer noch Aktualität.
Und so steuert das Stück genau auf diesen starken Abschiedsmoment zu, wo der Vater seine Frau und seinen Sohn zurück lässt. Die Szene, in der er seinen Sohn umarmt und ihn vor Liebe, Sehnsucht und Trauer fast erdrückt, ist wohl die eindrücklichste und bewegendste des ganzen Stückes.
Die tolle Aufführung lebt von der starken und sehr intensiven Schauspielerleistung des Ensembles. Bis in die letzte Rolle ist das Stück großartig besetzt, ob Jürgen Fischer als linkischer Schreiber oder CC Weinberger als schmieriger Engelbauer. Aber allen voran ist die Rott-familie um den tatrigen und schelmischen Großvater, dargestellt von Michael Altmann, den niedergeschlagenen und gebeugten Vater, gespielt von Wolfgang Menardi, der grimmigen und kalten Mutter, eine Rolle für die großartige Caroline Hetényi und dem flinken und fröhlichen Sohn Spatz, gespielt von Simone Bartzick, herausragend.
Wenn zwei Glauben raufend werden…
Rudolf Barrois in DER NEUE TAG:
Mit Karl Schönherrs “Glaube und Heimat” setzt die Luisenburg die Reihe des anspruchsvollen Volkstheaters fort.
Zweihundert Jahre haben sie unter härtesten Bedingungen die Felder bestellt, den Roggen eingefahren, zweihundert Jahre sind sie hier zu Hause gewesen. Nun sollen sie das alles, ihre Heimat, verlassen, weil sie die neue Lehre Martin Luthers angenommen haben. Der Tiroler Arzt Karl Schönherr hat diesem Konflikt, der Tausende in die Fremde getrieben hat, nach Ostbayern, nach Franken, in seinem Stück “Glaube und Heimat” eine Sprache gegeben.
Auf der Luisenburg hatte das Werk am Freitag eine wunderbare Premiere.
Michael Lerchenberg, Intendant der Luisenburg-Festspiele, hat mit diesem Stück seine erfolgreiche Reihe anspruchsvollen Volkstheaters fortgesetzt. Zur Premiere wurde die Felsenbühne in Wunsiedel zum Tiroler Gebirgstal.
Die Zuschauer sehen lebendige, oft auch leidenschaftliche Menschen, die zwischen Hoffnung, Angst, Hilflosigkeit und Gläubigkeit hin- und hergerissen werden, ständig bedroht vom “Wilden Reiter”, der glaubt, sein schreckliches Handwerk im Namen Gottes zu tun. Ein verblendeter Befehlsempfänger. Und dann ist da noch der Engelbauer, der scham- und gefühllos den Auswanderern ihren Besitz für ein Spottgeld abkauft und sich bereichert.
Michael Lerchenberg hat mit dieser Inszenierung eines zugegeben schwierigen Stoffes eine neue große Aufführung entstehen lassen, die nach Felix Mitterers “Geierwally” und “Waast – Wohin?”, Ludwig Thomas “Wittiber”, Carl Orffs “Bernauerin” und mit der Krimitragödie “Tannöd” erneut den Ruf der Luisenburg als Bühne für überregional anspruchsvolles Volkstheater bestätigt.
Herausragende Darsteller wie der Grimme-Preisträger Michael Altmann, der den alten “Rott” verkörpert, die Nachwuchspreisträger Caroline Hetényi, Simone Bartzick, Matthias Lehmann, Moritz Katzmair ebenso wie Alfred Schedl, Jürgen Fischer und Uschi Reifenberger, die auf der Luisenburg fast schon zu Hause sind, fügen sich zu einem Ensemble zusammen, das beim Publikum einen tiefen Eindruck hinterlässt und am Premierenabend mit frenetischem Beifall gefeiert wurde.
Theater unter Tannenwipfeln
Eva Maria Fischer in STRAUBINGER TAGBLATT:
Michael Lerchenberg hat für diese Spielzeit ein ernstes, hochaktuelles Motto gewählt: Intoleranz und Exil. Er selbst setzt diese Thematik in dem Volksstück “Glaube und Heimat” von Karl Schönherr in Szene. Es ist im Tirol in der <zeit der Gegenreformation angesiedelt und erzählt von herben, aufrechten Bauern, die an ihrem Stück Land hängen, wo sie begraben werden wollen. Knöcheltief lässt sie der Regisseur tatsächlich in der Erde stehen mit ihren genagelten Schuhen, die sie noch weit tragen sollen.
Auch dies können nur erstklassige Darsteller stemmen, wie Michael Altmann und die ehemalige Nachwuchspreisträgerin Caroline Hetényi, Simone Bartzick, Matthias Lehmann, Moritz Katzmair.
Zu Hause, wo die Hölle ist
Michael Thumser in der FRANKENPOST:
Weltweit sind Abermillionen ihrer Überzeugungen wegen auf der Flucht; und so mancher Zeitgenosse hierzulande schiebt Fremde und Fremdes gern dorthin ab, wo es seine Kreise nicht stört.
Wann spielt sich das ab? Während der gegenreformation? Oder gut 200 Jahre später, 1837, als man im Zillertal wiederum Protestanten verjagte? Mit den Kostümen, grob, braun, von jedem Zitat frei, bezieht sich Eva Praxmarer auf die jüngere Variante ein und desselben Unrechts. Aber die Jahreszahl zählt nicht. Regisseur Lerchenberg zeigt, wie sich der Riss zwischen einer Gewissheit und einer anderen kategorisch durch jede Art von Heimat zieht, durchs Land, durchs Dorf, durch ein Haus, eine Familie. “Es ist”, resigniert der Bauer Unteregger (Alfred Schedl), “als wäre der Teufel zwischeng’fahren.”
So kann sich menschliches Leid hier und da dann doch bestürzend intensiv vollziehen: etwa, wenn “der Spatz” ums Leben kommt, der Sohn der Rotts; ihm setzt die knabenkleine Simone Bartzick mit famoser Quirligkeit den liebenswerten “Steinschädel” eines Rackers auf, der jede Lebenswende für ein neues Abenteuer hält. Oder im wieselnden Wahnsinn des Sandpergers: Der “Reiter” hat ihm die Frau (Nikola Norgauer) durchbohrt, weil sie die Lutherbibel nicht aus den Armen ließ; jetzt widerruft der großartige Paul Kaiser als Witwer, gebeutelt von Visionen und Tricks, seinen Glauben. Vor Scham vergeht er darum. Doch er darf wenigstens in seinem “Häusl” bleiben. “Wie in der Höll. Aber halt bei mir daheim.”
Menschen vor der unerbittlichen Wahl: “Glaube oder Heimat”
Andrea Herdegen in NÜRNBERGER NACHRICHTEN:
Eindringlich und bewegend. So wie sich der Acker auf der Luisenburg-Bühne zwischen Fichten und Felsen schmiegt, so könnte er überall das Lebenszentrum einer Familiebilden, die weiß: Dies ist unser Zuhause, hier gehören wir hin. karl Schönherrs gut hundert Jahre altes Drama “Glaube und Heimat”, das auf der Freilichtbühne in Wunsiedel Premiere hatte, ist bedingungslos transferierbar vom Gestern ins Heute, vom Tirol zu Zeiten der Glaubenssäuberung nach Syreien, auf die Krim, in den Irak.
Wolfgang Menardi, selbst Tiroler, spielt den im Gewissenskampf hin und her gerissenen Bauern mit archaischer Kraft.
Sein alter Vater (Michael Altmann) wartet todkrank “auf den letzten Schnapper” , um dann endlich seine protestantische Gesinnung zu enthüllen.
Wie bei vielen Nachbarn geht bei den Rotts der Glaubensriss mitten durch die Familie.
Luisenburg-Intendant Michael Lerchenberg hat dieses allzeit aktuelle Stück nicht als Historiendrama inszeniert, er zwingt seine Protagonisten in ein ganz elementares Dilemma, in die unerbittliche Wahl: “Glaube oder Heimat”. Und sein Ensemble arbeitet sich , bis in die Nebenrollen selbst tief bewegt, ab an dem drastischen Stoff.
Alles ist von kantiger, erschreckender Echtheit. Für den aufgeweckten Rott-Buben, den alle nur “Spatz” nennen (Simone Bartzick), ist der Aufbruch ins Ungewisse ein großes Abenteuer.
Luisenburg Festspiele – “Glaube und Heimat”
Sonderveröffentlichung in TZ, München:
“Das Stück hat es in sich! Ich gestehe, es hat mich am Ende zu Tränen gerührt – nicht aus Sentimentalität, sondern weil da am Ende der Kern des christlichen Glaubens aufscheint: Zu Vergeben, wie uns vergeben ist!”, schwärmt Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner. Mit “Glaube und Heimat” setzen Regisseur und Intendant Michael Lerchenberg und die Luisenburg-Festspiele Wunsiedel ihre erfolgreiche Reihe von anspruchsvollem Volkstheater fort.
Gerade die von Zuschauern und Presse gefeierten Inszenierungen von Felix Mitterers “Die geierwally”, Ludwig Thomas “Der Wittiber”, Orffs “Bernauerin” oder wieder Mitterer, die Tragödie um einen behinderten Buben in “Wast – Wohin?” und ganz bersonders die Krimi-Tragödie “Tannöd” fesselten die Luisenburg-Besucher durch die berührenden Geschichten und Schicksale ihrer Hauptperson: der Opfer, der Rechtlosen, der Behinderten, der Fehlgeleiteten, der Betrogenen, der getöteten, der Leidenden.
Luisenburg in Wunsiedel – “Glaube und Heimat”
RegionalZeit, BAYERN 2, Radio:
Auf der Bühne ist ein Stück Acker platziert, dessen erdiger geruch bis ins Publikum zieht. Die Geschichte des Volksstückes von Karl Schönherr ist schnell erzählt: Der katholische Kaiser zwingt die Protestanten, ihre Heimat zu verlassen.
In dem Stück tut jeder, was er tun muss. Und selbst der schwarze reiter glaubt, im Dienst der heiligen Jungfrau richtig zu handeln. Dabei sind Tote Kollateralschäden seines Auftrags.
Michael Lerchenberg arbeitet mit “Glaube und Heimat” gegen das Vorurteil an, beim Freiluft-Volkstheater gibt’s grobes Typentheater in der Geschmacksrichtung lustig, derb oder langweilig. Er inszeniert Karl Schönherrs Volksstück als erdiges Emotionaltheater mit wunderbaren Schauspielern, die sich ins Wasser werfen, im Dreck wühlen und bluten. Sich darauf einzulassen, lohnt sich.
Die Operette
Die Zirkusprinzessin
Operette von Emmerich Kálmán
(Gastspiel der Operettenbühne Wien)
Die Geschichte, die das Thema Zirkus als Leitmotiv hat, passt ausgezeichnet auf die Naturbühne der Luisenburg. So zeigt sich dem Publikum wieder mal eine „operettentypische“ Geschichte über Liebe, Verwechslung und wunderschöne Konfusion, mit großer Ausstattung und wunderbaren Melodien („Zwei Mädchenaugen“, „Liese, Liese, komm mit mir auf die Wiese“). Und auch der dritte Akt, der in einem Wiener Kaffeehaus spielt und in dem man auf Typen wie Hans Moser als Oberkellner trifft, verspricht eine sehr heitere und publikumsnahe Unterhaltung.
Die Oper
Die Hochzeit des Figaro
Spieloper von Wolfgang Amadeus Mozart
Gastspiel der Landesbühnen Sachsen / Felsenbühne Rathen
Bei ihrem Gatspiel in der Saison 2013 erzählten die Landesbühnen Sachsen mit der berühmten komischen Oper “Der Barbier von Sevilla” von Rossini quasi die Vorgeschichte zu Mozarts “Hochzeit des Figaro”.
Mit Hilfe von Figaro und mit Verstellung und Verkleidung eroberte der Graf Almaviva die angebetete Rosina für sich und macht sie zur Gräfin. Jetzt trickst der nämliche Figaro mit Hilfe der Gräfin Rosina den Grafen Almaviva aus, um seine Susanna unberührt heiraten zu können.
LuisenburgXtra
Das letzte Band
Monodrama von Samuel Beckett
Krapp, Clown, alt, einsam – auf der Suche nach verlorener Zeit – amüsiert sich mit Tonbändern, die er selbst vor dreißig Jahren besprochen hat. Dann bespricht er ein neues. Es ist sein letztes, sein Abschied, sein Verschwinden. Das Band läuft leer …
„Ein Schauspielertriumph! Konzentriert und hochexpressiv, großartig differenziert.“ FAZ
„Altmanns Krapp ist ein Vulkan! Unberechenbar.“ Kölner Stadt Anzeiger
Premiere am Mittwoch, 16. Juli, um 20 Uhr, im Museumshof
Monodrama von Samuel Beckett
Deutsch von Erika und Elmar Tophoven
Ein Stück Welttheater mit unserem gefeierten „Jean Paul“ Darsteller Michael Altmann.
Regie: Gabriele Jacobi
Sonderveranstaltungen
Die Prinzen
Mnozil Brass
Fonsi trifft Strauß mit den Wellbappn
Konzerte & Kabarett
Zum ersten Mal auf der Luisenburg und gleich mit ihrem Jubiläumskonzert – und das an zwei Abenden!
Einmalig einmaliges Kabarett-Highlight
Helmut Schleich, Christian Springer und Hans Well mit den Wellbappn.
„Strauß“ Helmut Schleich und „Fonsi“ Christian Springer sind die Stars nicht nur der bayerischen Kabarettszene. Schon seit ihrer Schulzeit ein gefürchtetes Duo der scharfen Zunge und der treffenden Satire. Musikalisch begleitet von Hans Well, als Texter der Biermösl Blosn legendär, jetzt mit seinen Kindern, den Wellbappn, frisch, neu und frech.
Ein einmaliger Abend für Kabarettfans, den es so nur auf der Luisenburg zu sehen gibt!
Helmut Schleich, der in viele “Häute” schlüpft – sein “Markenzeichen” ist aber immer noch Franz-Joseph Strauß – ist allen schon eine Wucht. Ebenso Christian Springer, der andersherum als Kassenwart Fonsi aus seiner Neuschwansteiner Sicht die Welt interpretiert. Unschlagbar sind die beiden zusammen, die ja in dem Programm “Strauß trifft Fonsi” nicht zum ersten zusammentreffen: 1983 gründeten die beiden das Kabarett “Fernrohr” und als “Heinzi und Kurti” sind sie der Dauerbrenner im Hörfunkprogramm Bayern 1. Unbeschreiblich wenn dazu jetzt noch Hans Well mit seinen Kindern, den “Wellbappn” stößt. Das darf man nicht versäumen!