Spielzeit 2009

Das Familienstück
Michel aus Lönneberga

Familienstück nach den Büchern von Astrid Lindgren

Das Familienstück der Saison 2009 stammt wieder von Astrid Lindgren, der wohl erfolgreichsten Kinderbuchautorin. Nach Ronja und Pippi spielt nun ein Junge die Hauptrolle: Michel aus Lönneberga.
Michel ist ein wirklich netter kleiner Lausbub. Das bestätigt sogar seine kleine Schwester Ida. Wie nun aber kleine Lausbuben sind, hat Michel immer Ideen, die meist sogar gut gemeint sind. Aber leider wird aus Michels guten Gedanken selten etwas Gutes…
Aus den vielen lustigen und unvergeßlichen Episoden, die Astrid Lindgren erzählt hat, haben wir einen bunten Bilderbogen (Szenenfotos von Hannes Bessermann und Norbert Grüner) für die Bühne zusammengestellt.

Premiere am 26. Mai 2009

Michel: Konstantin Krisch

Bauer Anton: Jan Gebauer
Mutter Alma: Caroline Hetényi
Klein Ida: Barbara Macheiner
Knecht Alfred: Matthias Lehmann
Magd Lina: Katharina Schwägerl
Krösa-Maja: Holger Matthias Wilhelm
Frau Petrell: Uschi Reifenberger
Herr Pastor: Matthias Ransberger
Dr. Pfusch: Johann Anzenberger
Kraka, Krähenbauer: Johann Anzenberger
Olaf, der Auktionator Holger Matthias Wilhelm
Polizist: Matthias Ransberger
Swantje, Limoverkäuferin: Caroline Hetényi
Bullte, ein Schläger: Günter Ziegler
Monsieur Flambé: Matthias Ransberger
seine Assistentin: Barbara Macheiner
Rabe, der Dieb: Günter Ziegler
Ausrufer: Johann Anzenberger
Berta, die Dame mit Bart: Holger Matthias Wilhelm

Regie: Petra Wüllenweber • Bühne: Peter Engel • Kostüme: Heide Schiffer-El Fouly • Musik & Songtexte: Markus Reyhani • Choreographie: Sebastian Eiler

Regieassistenz: Nicole Dietz • Inspizienz: Günter Ziegler • Souffleuse: Christa Guck • Maske: Andrea Pavlas (Chefmaskenbildnerin), Sylvia Schröder • Kostümabteilung: Heide Schiffer-El Fouly (Leiterin), Anja Müller (Kostümassistentin), Günther Biank (Herrengewandmeister), Brigitte Jerger (Gewandmeisterin), Kristin Hoyer, Berit Langer, Kerstin Schusser, Martina Krist (Fundusverwalterin) • Requisite: Uwe Schwalbe (Leiter), Bernd Wünsche (Werkstatt), Petra Andrea Bachmayer (Assistentin) • Ton: Tobias Busch (Tonmeister), Julia Hahn (Microports) • Beleuchtung & Pyrotechnik: Thomas Ködel (Leiter), Andreas Lucas (Beleuchtungsmeister), Jürgen Dietl, Stefan Pfliegensdörfer, Roland Schuster • Bühnenbetrieb: Anton Freundorfer (Vorarbeiter), Johann Geiger, Sergej Raider, Reinhard Werner, Ralf Winklmüller, Yehia Yehia • Technische Leitung: Jörg Brombacher

Die Dekoration wurde in den Werkstätten des Pfalztheaters Kaiserslautern gebaut • Aufführungsrechte beim Verlag für Kindertheater, Hamburg

Das Volksstück
Der Brandner Kaspar und das ewig´Leben

Bairisches Kultstück nach Franz von Kobell von Kurt Wilhelm

Franz von Kobell, der als ein Stammvater der bairischen Literatur gelten kann, schrieb 1871 seine kleine “G’schicht vom Brandner Kaspar” für die “Fliegenden Blätter”. Nachdem jeder gerne mitlacht, wenn der Tod überlistet wird, eroberte sich diese Miniatur, die sich auf heitere Weise mit den letzten Wahrheiten des Seins beschäftigt, schnell die Herzen der Leser.

Aus der Vorlage, die den prallen bairisch-barocken Katholizismus atmet, machte der vielfach preisgekrönte Regisseur Kurt Wilhelm eine bairische Komödie, die gleich nachdem sie 1975 am Münchner Residenztheater das Licht der Bühnenwelt erblickte zum bairischen Kultstück schlechthin wurde. Und fast alle großen und bekannten bairischen Schauspieler haben darin gespielt, angefangen von Gustl Bayrhammer als Portner bis hin zu Fritz Strassner und Toni Berger als unvergessenem Darsteller des Boandlkramers, der auch 1982 auf der Luisenburg diese “seine” Rolle spielte. Nun wird Michael Lerchenberg, der 1983 neben Berger auf der Luisenburg in der Rolle des Liebhabers Flori mitgewirkt hat und diese Rolle bis zur 900. und letzten Vorstellung im Jahr 2000 am Bayerischen Staatsschauspiel spielte, unser Boandlkramer sein und damit nach seinem großen Erfolg als Wittiber wieder als Schauspieler auf der Luisenburg-Bühne zu erleben sein.

Inhalt

Zum alten Brandner kommt der Tod in Gestalt des Boandlkramers und will ihn holen. Brandner verführt ihn aber mit „Kerschgeist”, wettet mit ihm um weitere 18 Jahre Leben und gewinnt, indem er ihn „b‘scheißt“. Nun braucht Brandner nichts mehr zu fürchten und er wird tollkühn.
Als nach drei Jahren Brandners geliebte Enkelin Marei verunglückt, erfährt Petrus durch sie von der „Unregelmäßigkeit”. Wütend befiehlt er dem Boandlkramer, den Alten sofort zu holen. Der Boandlkramer, der sein Wort nicht brechen will, greift nun seinerseits zu einer List und lockt den Brandner Kaspar ­ nur zum Anschauen ­ in den Vorhof des Paradieses…

Darsteller im Diesseits

Kaspar Brandner, Schlosser, Häusler und Jagdhelfer: Alfred Schedl

Marei, seine Enkelin: Ina Meling

Florian, Taglöhner in Albach: Ferdinand Schmidt-Modrow

Simmerl, Jäger in den Diensten des Herzogs von Bayern: Matthias Ransberger

Alois Senftl, Bürgermeister von Albach: Gerhard Wittmann

Theres, Bäuerin aus Schliersee, Tante der Marei: Katharina Schwägerl

Kathi: Barbara Macheiner

weder hier noch dort

Boandlkramer: Michael Lerchenberg

Darsteller im Jenseits

Der Heilige Portner (Petrus): Dieter Fischer

Conrad Nantwein, vulgo Nantowinus von Wolfratshausen: Johann Anzenberger

Johann Georg Turmair, vulgo Johannes Aventinus, bairischer Chronist: Adolf Adam

Erzengel Michael: Jürgen Fischer

Afra: Katharina Schwägerl

Der alte Senftl: Gerhard Wittmann

Traudl: Barbara Macheiner

Jagdhornbläser: Stefan Klaubert (Leitung), Silke Wittig; Horst Clericus, Bernd Hechtfischer, Herbert Prell, Alexander Stark

Treiber und Festgäste im Diesseits, Teufel, Engel & Selige des Bairischen Paradieses: Christina Böhringer, Elisa Fuchs, Julia Haas, Anna-Katharina Hilpert, Helga Hofmann, Anke Kastner, Christine Kauer, Melanie Kindl, Miriam Krist, Kristin Kukla, Waltraud Marschner-Knöller, Hannah Meyerhöfer, Lena Meyerhöfer, Martha Meyerhöfer, Reinhild Pfahler, Yasmin Pohl, Krimhild Ragotzky, Maria Röber, Sophia Rohrmüller, Tina Schiener, Rosalie Schinner, Eva Schödel, Antonia Sommerer, Laura Weber, Romina Weiß, Claudia Wilhelm; Thomas Braun, Fabian Braune, Justus Braune, Christian Edel, Nikolaj Haas, Dieter Höpfner, Sven Kahl, Andreas Kauer, Stefan Kauer, Patrick Kern, Maximilian Kilgert, Sebastian Küffner, Christopher Landgraf, Sebastian Loskurn, Alfred Maiwald, Walter Mandl, Konstantin Popp, Richard Riedl, Benedikt Rohrmüller, Tim Sommerer, Michael Sticht, Matthias Unger, Tobias Unger, Klaus Wagner, Bastian Weiß, Lothar Wollin

Regie: Michael Lerchenberg & Christoph Zauner • Bühne: Peter Engel • Kostüme: Heide Schiffer-El Fouly • Musikalische Einstudierung: Hubertus Krämer

Regieassistenz: Bettina Weigelt • Regiehospitanz: Anna Katharina Rettinger • Kinderbetreuung: Miriam Krist • Inspizienz: Dietmar Irmer • Souffleuse: Christa Guck • Maske: Lilli Schulteß (Chefmaskenbildnerin), Antje Raschdorf, Sylvia Schröder • Kostümabteilung: Heide Schiffer-El Fouly (Leiterin), Anja Gil Ricart (Kostümassistentin), Günther Biank (Herrengewandmeister), Eva Honegrova (Damengewandmeisterin), Berit Langer, Kerstin Schusser, Lena Stötzel, Sebastian Thiele, Martina Krist (Fundusverwalterin) • Requisite: Uwe Schwalbe (Leiter), Bernd Wünsche (Werkstatt), Uwe Zitterbart (Assistent) • Ton: Tobias Busch (Tonmeister) • Beleuchtung & Pyrotechnik: Thomas Ködel (Leiter), Andreas Lucas (Beleuchtungsmeister), Jürgen Dietl, Markus Kausler, Stefan Pfliegensdörfer, Roland Schuster •Bühnenbetrieb: Reinhard Werner (Vorarbeiter), Johann Geiger, Sergej Raider, Ralf Schenk, Karl Schmidt, Ralf Winklmüller • Technische Leitung: Jörg BrombacherDie Dekoration wurde im Bauhof der Stadt Wunsiedel gebaut.

Wir bedanken uns bei Frau Äbtissin M. Laetitia Fech von der Cistercienserinnen-Abtei Waldsassen, beim Bayerischen Staatsschauspiel für die Leihgaben von Dekorationsteilen aus der legendären Original-Ausstattung sowie bei Herrn Pfarrer Günter Vogl von der kath. Gemeinde „Zu den zwölf Aposteln“ und beim Landratsamt Wunsiedel.

Mutter Courage und ihre Kinder

Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg von Bertolt Brecht

Eine Chronik

Mit der „Mutter Courage” wird der Kreis der berühmten Volksstücke abgerundet. Bertolt Brecht wurde 1939 im schwedischen Exil durch die Geschichte der Marketenderin Lotta Svärd aus Johan Ludvig Runebergs „Die Erzählungen des Fähnrich Stål” angeregt, die im finnisch-russischen Krieg von 1808/09 spielen. Um das Allgemeingültige zu betonen, vor dem Krieg als solchem zu warnen und dessen Ursachen aufzudecken, griff er aber auch auf das berühmte deutsche Volksbuch von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen zurück: „Ausführliche und wundersame Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche”, mit der Grimmelshausen schonungslos die Schrecken des Krieges beschreibt und die zu den bedeutendsten Schöpfungen der deutschen Literatur gehört.

Rosel Zech ist eine der wenigen großen, deutschen Schauspielerinnen, die in Film und Fernsehen genauso reüssieren wie auf der Bühne. (Schauspielerin des Jahres 1976, Goldener Bär 1982, Kainz-Medaille 1990, Bayerischer Filmpreis 1992, Merkur-Theaterpreis 2001) . In der Paraderolle der Mutter Courage macht sie sich mit ihrem Markedenterwagen und ihren drei Kindern Eilif (Matthias Lehmann ­ Rosenthal-Nachwuchspreis 2008), Schweizerkas (Matthias Ransberger) und der stummen Kattrin (Johanna Marx), auf den Weg durch die deutschen Lande in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Weil sie sich etwas davon versprechen, schließen sich ihr ein Koch (Peter Kaghanovitch ­ 2007 unser Mephisto) an und ein Feldprediger. Die berühmte Rolle des Feldpredigers, der für die nicht gerade moralische Art, mit der die Courage ihren Lebensunterhalt verdient, immer eine Entschuldigung bereit hat, solange er davon profitiert, spielt Ulrich Gebauer (Staatstheater Stuttgart, Schauspielhaus Bochum, Burgtheater Wien etc.) bekannt aus vielen TV-Rollen, u.a. „Die Wiesingers” und „Ein Fall für zwei”, „Tatort”. Allgemein bekannt wurde er als der Münchner Oberstaatsanwalt Helmut Hafer in der Serie “Bei aller Liebe” und als Komissar Hendricks in der mit Preisen ausgezeichneten Serie „Dr. Psycho”.

Inhalt:

Anna Fierling, bekannt unter dem Namen Mutter Courage, die als Marketenderin vom Krieg lebt, zieht während des Dreißigjährigen Krieges, zusammen mit ihren drei Kindern und ihrem Planwagen, immer hinter den Truppen her, kreuz und quer durch Europa.

Eilif, ihr ältester Sohn, wird eines Tages als Soldat angeworben und zieht mit dem Heer. Auch ihren zweiten Sohn, Schweizerkas, kann sie nicht aus dem Krieg heraushalten. Er wird zum Zahlmeister und verliert sein Leben, weil er die Regimentskasse vor dem Feind versteckt. Schließlich wird die stumme Tochter Kattrin erschossen, weil sie eine schlafende Stadt vor dem nächtlichen Überfall durch ein feindliches Heer warnt.
Alleine, denn weder der Feldprediger noch der Koch sind die richtigen Begleiter, zieht Mutter Courage weiter auf der Suche nach ihrem Sohn Eilif. Doch auch der lebt nicht mehr: Er verlor sein Leben, weil er, wofür er im Krieg belobigt wurde, in einem kurz andauernden Frieden eine Bauernfamilie ausgeplündert hat …

Premiere: 2. Juli 2009

Musik von Paul Dessau • Für die Aufführung der Luisenburg-Festspiele eingerichtet von Max Doehlemann • Zwischenmusiken auf der Grundlage der Songs von Paul Dessau

Anna Fierling, genannt Mutter Courage: Rosel Zech
Kattrin, ihre stumme Tochter: Johanna Marx
Eilif, der ältere Sohn: Matthias Lehmann
Schweizerkas, der jüngere Sohn: Matthias Ransberger
Der Werber: Holger Matthias Wilhelm
Der Feldwebel: Jan Gebauer
Der Koch: Peter Kaghanovitch
Der Feldhauptmann: Michael Boettge
Der Feldprediger: Ulrich Gebauer
Der Zeugmeister: Uwe Schwalbe
Yvette Pottier: Christine Nonnast
Der mit der Binde: Bernd Wünsche
ein anderer Feldwebel: Jan-Hinnerk Arnke
Der alte Obrist: Dietmar Irmer
ein Schreiber: Johann Anzenberger
ein junger Soldat: Michael Pöllmann
ein älterer Soldat: Günter Ziegler
Verletzte: Uschi Reifenberger, Michael Boettge
ein Bauer: Jan Gebauer
Die Bauersfrau: Caroline Hetényi
Der junge Mann: Holger Matthias Wilhelm
Die alte Frau: Uschi Reifenberger
ein junger Bauer Konstantin Krisch
Der Fähnrich: Jan-Hinnerk Arnke
Der singende Soldat: Jürgen Fischer
ein Soldat: Konstantin Krisch
Die Ansagerin: Jolanta Szczelkun
Trommler: Christoph Braun, Julian Fuchs, Johannes Geiger, Heiko Geyer, Sven Kahl, Sebastian Lorkarn
Soldaten: Thomas Braun, Simon Gabriel, Nikolaj Haas, Florian Käs, Maximilian Kilgert, Stefan Kirsch, Sebastian Küffner, Norbert Reichel, Helmut Schmitt, Michael Sticht, Matthias Unger, Tim Zemsch
Musiker: Max Doehlemann (Tasteninstrumente), Matthias Harig (Trompete), Arthur Hornig (Cello), Andreas Kohlmann (Schlagzeug)
Regie & Bühne: Pierre Walter Politz • Kostüme: Susanne Thaler • Musikalische Leitung: Max Doehlemann • Choreographie: Sebastian Eilers
Regieassistenz: Stefan Pohl • Inspizienz: Dietmar Irmer • Souffleuse: Christa Guck • Maske: Andrea Pavlas (Chefmaskenbildnerin), Sylvia Schröder • Kostümabteilung: Heide Schiffer-El Fouly (Leiterin), Anja Müller (Kostümassistentin), Günther Biank (Herrengewandmeister), Brigitte Jerger (Gewandmeisterin), Kristin Hoyer, Berit Langer, Kerstin Schusser, Martina Krist (Fundusverwalterin) • Requisite: Uwe Schwalbe (Leiter), Bernd Wünsche (Werkstatt), Petra Andrea Bachmayer (Assistentin) • Ton: Tobias Busch (Tonmeister) • Beleuchtung & Pyrotechnik: Thomas Ködel (Leiter), Andreas Lucas (Beleuchtungsmeister), Jürgen Dietl, Stefan Pfliegensdörfer, Roland Schuster • Bühnenbetrieb: Anton Freundorfer (Vorarbeiter), Johann Geiger, Sergej Reider, Reinhard Werner, Ralf Winklmüller, Yehia Yehia • echnische Leitung: Jörg Brombacher
Die Dekoration wurde im Bauhof der Stadt Wunsiedel gebaut • Wir bedanken uns bei Familie Rohrer, Höchstadt, für die freundliche Leihgabe der Kanone

Aufführungsrechte: Suhrkamp-Verlag, Frankfurt

Über die „fesselnde und sehenswerte Inszenierung“  schreibt Frank Stüdemann in DER NEUE TAG (Weiden) unter dem Motto: „Der Krieg, der größte Zuhälter aller Zeiten“.

Der Krieg, jeder Krieg, ist wie ein gnadenloser Zuhälter: Wer Glück hat, den ernährt er, dem verschafft er ein gutes Leben. Als Gegenleistung muss der Mensch ihn am Leben erhalten, ihn füttern, denn nichts ist schlechter fürs Geschäft als Frieden. Der Krieg fordert weit mehr Opfer als die Leben der Soldaten, die ihn führen: Moral, Menschlichkeit, Glaube, Hoffnung – alles lassen die Menschen früher oder später auf der Strecke, wenn der Krieg nur lange genug durchhält.

Gut 70 Jahre hat Bertolt Brechts Drama um die resolute Anna Fierling, Mutter Courage genannt, mittlerweile auf dem Buckel, und leider ist es aktuell geblieben. Das 1941 in Zürich uraufgeführte Stück erzählt die Geschichte einer echten Kriegsprofiteurin und ihres Nachwuchses, ursprünglich angesiedelt in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs: Mit ihrem Planwagen zieht Courage jahrelang als Marketenderin durch Schweden, Polen, Sachsen und Bayern. Sie macht gute Geschäfte, bietet den Widrigkeiten des Lebens stark die Stirn und lässt sich vom Säbelrasseln der Soldaten (gleich, welcher Seite) nicht beeindrucken. Und doch zahlt sie am Ende den ultimativen Preis, hat alle Kinder verloren.

Die Inszenierung von Regisseur Pierre Walter Politz hat auf beeindruckende Weise herausgearbeitet, wie relevant Brechts Stück noch immer ist. Politz hat den Kern der Geschichte freigelegt und konzentriert, er verzichtet dabei auf den befürchteten erhobenen Zeigefinger der Lehrhaftigkeit. Seine „Mutter Courage“ ist eine mitreißende moralische Moritat mit scharfem Witz und der mitreißenden Musik von Paul Dessau. Rein optisch löst Politz das Stück aus einer definitiven zeitlichen Zuordnung heraus: Die Soldaten etwa, die immer wieder affengleich wippenden Schrittes über die Naturbühne eilen, tragen schwere schwarze Lederkleidung mit Kunststoff-Protektoren und scheinen eher aus einem Science-Fiction-Film zu stammen. Auch sonst werden gerade bei den Kostümen – immer stimmig – verschiedenste Stile kombiniert, was das Stück zeitlos wirken lässt: Denn dies könnte jeder Krieg sein, jederzeit, überall.

Das zeigt auch und vor allem diese Courage: Gespielt von Rosel Zech, bekannt aus der TV-Serie „Um Himmels Willen“ sowie einigen Zadek- und Fassbinder-Filmen, ist sie keine Fahnenschwenkende Patriotin, sondern eine pragmatische Mutter dreier Kinder, die ihre Talente einsetzt, um in einer brutalen Welt zu überleben. Sogar beim Anblick ihres zu Tode gefolterten Sohnes Schweizerkas (Matthias Ransberger) verzieht sie keine Miene, um sich und den Rest ihrer Sippe nicht zu gefährden. Zechs Interpretation der Rolle ist wohltuend unprätentiös, fokussiert und universell authentisch. Die Schau stiehlt ihr allerdings die großartige Johanna Marx als Courages stumme Tochter Kattrin: Sie spielt die junge Frau, der die Mutter einen Mann versprochen hat, sobald der Krieg aus ist, mit derart intensiver Mimik und Körpersprache, dass man den Blick fast nicht von ihr abwenden kann. Mal kauert sie ängstlich wie ein Tier am Boden, dann strahlt sie in den wenigen ruhigen Momenten wie ein kleines Kind, und am Ende ihres jungen, traurigen Lebens trommelt sie heldenhaft und voller Trotz gegen den Feind an. Beeindruckende schauspielerische Leistungen liefern zudem Ulrich Gebauer als ganz und gar unfrommer Feldprediger sowie Christine Nonnast als Hure Yvette: Im Gegensatz zu Zechs Mutter Courage darf sie, die für all die geschändeten weiblichen Opfer des Krieges steht, auf der breiten Klaviatur der Emotionen spielen. Auch Peter Kaghanovitch als Koch und Matthias Lehmann als Courages ältester Sohn Eilif zeigen beeindruckend zwei weitere Typen von Kriegsprofiteuren: Der eine schmeichelt den Gaumen der mächtigen Militärführer, der andere macht als Soldat Karriere.

Am Ende aber sind sie alle gleich, sind bleichgesichtige Opfer und Ausgebeutete des Zuhälters Krieg und stehen von Fackeln beleuchtet auf der Bühne. Ein packendes Bild zum Schluss einer packenden Inszenierung mit einer klaren Botschaft: Im Krieg gibt es letztlich keine wirklichen Gewinner.

Michael Thumser zitiert in der FRANKENPOST (Hof) Brecht mit der „Hyäne des Krieges” und berichtet unter diesem Titel von „Brechts ‘Mutter Courage’, die mit dem Wagen im Fichtelgebirge Halt macht”, und von „Rosel Zech, die mit harten Worten glämzt und einem Mädchen, dem es die Sprache verschlägt”.

Handel heißt: Geschäfte machen. Händel: Das sind die Streitigkeiten, die einer sucht. Kaum ein Unterschied zwischen den Begriffen. Wirklich ist für Mutter Courage beides fast ein und dasselbe. Ihr Geschäft ist der Krieg. So lange das Töten dauert, kann sie ihr Leben fristen. Also zieht Anna Fierling, ihres Mundwerks und Mutes wegen die Courage geheißen, mit dem Marketenderwagen durch die Sommer und Winter des großen Gemetzels und der Länder, die zu verheeren es reichlich Zeit hat: dreißig Jahre. Auch im Fichtelgebirge macht sie Station. Bertolt Brecht, in seinem Stück „Mutter Courage und ihre Kinder”, lässt die frostigste Episode eben hier spielen. Jetzt kam die berühmte Szenenfolge ganz in Wunsiedel an: Seit der nicht allzu ausgiebig, doch laut beklatschten Premiere rollt der Wagen auf der Luisenburg. Dort ließ Pierre Walter Politz als Regisseur und Szenenbildner eine Bretterstraße, einen besseren Knüppeldamm zimmern, der sich schier endlos über die Naturbühne schlängelt und steil an ihrer Felswand hinauf.

In Wahrheit führt Courages Weg nach unten; nur dass sie’s nicht wahrhaben will. Mit jeder der händelsuchenden Parteien will sie beim Handel ihren Schnitt machen und merkt nicht: Es ist der Schnitt ins eigene Fleisch. Ihre Söhne Eilif und Schweizerkas (Matthias Lehmann, bedenkenlos angriffslustig, und Matthias Ransberger als braver Junge) erleiden jeder einen schmählichen Tod. Von Reiseabschnittsgefährten wird sie verlassen: vom Feldprediger, bei Ulrich Gebauer ein bänglich-bigotter Gottesmann; von einem Koch, dessen kalten Pragmatismus Peter Kaghanovitch mit den Zügen des Genussmenschen aufhellt. Am Ende ist ihr auch noch die Tochter Kattrin an einer guten Tat zugrunde gegangen, und die Courage steht allein da mit ihrem Mut. „Nehmt mich mit”, schreit sie einer bleichgesichtigen Armee nach, die sich mit Kunststoffrüstungen wie für den „Krieg der Sterne”gepanzert hat. Die Kauffrau wird tun, was sie immer tat: dem Tross hinterherziehen, beim Sterben die Letzte sein.

Ein Graus. Von Regisseur Politz rhythmisch klug, mit modernen Standbildern bewegt in Szene gesetzt, bewegt die Geschichte auch den Betrachter, wenngleich das, ginge es nach Brecht, gar nicht so sein soll. Für Distanz will die Musik von Paul Dessau sorgen,… inhaltsgliedernd, oft stimmungssteigernd zugespielt. Mit dem Akkordeon tut jahrmarktsbunt Jolanta Szczelkun mit: Wie eine Bänkelsängerin bringt sie die Moritat zur Geltung, den volkstümlichen Bilderbogen, der unterm lehrhaften Antikriegsthema reizvoll beschlossen liegt.

Aber nicht in Folklore driftet die starke, sarkastisch harte Aufführung ab, auch nicht in eine Geschichtslektion. Zwar haben darin Massenspektakel, Gefechtslärm, pyrotechnische Schrecksekunden ihren Platz; desgleichen aber auch die Individualität des Charakterbilds – wofür das impulsive Ensemble sorgt, das Rosel Zech anführt. Nichts Abgerissenes, Verluderndes mag die prominente Schauspielerin der Courage zumuten; sie kehrt deren Unverwüstlichkeit hervor. Mit Stolz trägt sie ihren alten Frack, an dem Orden baumeln, oder einen Pelz, den Hut mit den kostbaren Federn oder das bunte Kopftuch (Kostüme: Susanne Thaler). Wenn sie mit reichlich Silberschmuck klimpert und auch schon mal ein schlimmes Schicksal aus einer Kriegerhand entziffert, könnte man sie für eine halbe Hexe halten. Doch jeder Überwirklichkeit mißtrauend, bleibt sie bei ihrem objektiven Unternehmungsgeist, roh und rauh und grimmig wie die ungefüge Stimme, mit der sie ihre Lieder singt. Für Illusionen reicht das Geld nicht. Zärtlich wär sie gern, zäh aber muss sie sein. Welt- und lebensklug weist Rosel Zech als Frau und Mutter ihre Mitwelt in die Schranken; doch bockbeinig lernt die Händlerin, eine „Hyäne des Schlachtfelds”, nichts dazu in diesem „Glaubenskrieg” der Männer… aus dem ein Stück für Frauen wird. Da ist auch Christine Nonnast als verführte Unschuld Yvette, die sich beachtlich zur kaltschnäuzigen Schlampe mausert. Und da ist Kattrin, die Tochter der Courage: eine mißhandelte Kreatur, „am Mitleid leidend”, von Natur aus gut. Als Kind von einem Soldaten gefoltert, hat sie die Sprache verloren; wortlose Rollen indes sind die schwersten: In Wunsiedel zieht die fabelhafte Johanna Marx schweigend, aber nicht still, mit alarmierend erbarmungswürdigen Gebärden Rührung und Bewunderung auf sich. Über Krieg wird viel geredet in Brechts Stück, doch sie sagt, stumm, darüber am meisten.

Im NORDBAYERISCHEN KURIER schrieb Gero v. Billerbeck über „Eine Moritat gegen den Krieg“:

„Wer mit dem Teufel frühstückt, muss einen langen Löffel haben“: Der Feldprediger kennt sich aus und weiß auch, dass dieser Dreißigjährige Krieg ein gottgefälliger Glaubenskrieg ist. Und weil er selbst nicht mitmischt, sondern nur davon profitiert wie seine Weggenossin Anna Fierling, wird er den zitierten langen Löffel ebenso wenig abgeben müssen wie besagte Mutter Courage, der es besser erging als ihren Kindern. Bertolt Brecht hat uns diese „Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg“ erzählt unter dem Titel „Mutter Courage und ihre Kinder“.

Und weil Brecht sie erzählt, ist es eine lehrreiche Chronik. Regisseur Pierre Walter Politz bemühte sich vergeblich, den pädagogischen Zeigefinger des B. B. abzubrechen. Ihm schwebte laut Programmheft ein kabarettistisch unterhaltender „Bilderbogen mit Musik“ vor. Gleichzeitig wollte er aber auch „eine Art Moritat gegen den Krieg“. Brecht wird sich posthum ins Fäustchen gelacht haben, denn nicht mehr oder weniger wollte auch er, Lehrstück hin oder her. Und so sind sich Autor und Regisseur wieder herzenseinig bei dieser wunderbaren Produktion, nach welcher sogar der Oberlehrer Brecht gestaunt und dazugelernt hätte.

Denn allein schon dieses Bühnenbild ist staunenswert. Der dornige Weg, den die Marketenderin mit ihrem erwachsenen Nachwuchs beschreitet, führt potentiell in höchste Höhen des (Fichtel-)Gebirges. Dass es ein Holzweg ist und dass er sogar die Steilwand im Bühnenhintergrund im kühnen Achtzig-Grad-Steilwinkel nimmt, soll uns keine Sorgen darüber einpflanzen, wie denn der schwere Marketender-Planwagen dort hinaufzukriegen sei. Politz und seine Truppe behalten wohltuende Bodenhaftung. Wenn der Wagen nur im Vordergrund ein bisschen auf und ab, vor und zurück schaukelt, halten Courage und Co. besten Kontakt zu ihrem hin- und hergerissenen Publikum. Und außerdem wird wie bei fast jeder herkömmlichen „Courage“-Inszenierung klar: Diese unbelehrbar-optimistische Frau bewegt sich im Kreise, hat am Ende nichts dazugelernt.

Ist das nicht der blanke Zynismus? Wer lernt, wie Courages Ältester Eilif (rank und lebenstüchtig: Matthias Lehmann) die Menschen auszuplündern, muss derlei im plötzlich über ihn hereingebrochenen Frieden mit dem Leben bezahlen. Auch wer Gutes tut wie die stumme Tochter Kattrin (anrührend hilflos, aber schließlich tollkühn: Johanna Marx), ist des Todes. Und wer dumm und also lernunfähig ist wie Zweitsohn Schweizerkas (wirkt etwas zu alert: Matthias Ransberger), kullert als Totgeschundener seiner Mutter zu Füßen. Die Kriegskasse, die er zu verwalten und zu retten hatte, entpuppte sich als ebenso lebensgefährlich wie der rechte Glaube, um den dreißig Jahre lang und sogar noch heute gefochten wurde und wird.

Nur Anpassungsfähigkeit sichert halbwegs das Leben. Der Feldprediger trägt je nach Truppenlage Talar, Soutane oder neutral, die Courage flaggt katholisch, evangelisch oder möglichst gar nicht. Man weiss ja nie: „Der Krieg soll verflucht sein!“, wettert sie, nachdem Tochter Kattrin massakriert wurde, aber er geht weiter, und die nunmehr kinderlose Mutter wird dabei bleiben, denn er ernährt sie: „Ich lass mir den Krieg von euch nicht madig machen“.

Dies Weib ist des Teufels. Entsprechend langlöffelig wird es wunderbar von Rosel Zech auf standhaft-wendige Beine gestellt. Wenn die Zech in jeder Lage Lebensmut versprüht, wenn sie sich einfühlsam der armen stummen Bühnentochter zuwendet, wenn sie das Schlimme von ihren Söhnen abwenden will, wenn sie singt oder alltagsphilosophiert, immer bleibt sie hochpräsent und liebenswert. Brecht macht es uns wie in vielen anderen seiner Stücke schwer. Seine Botschaft liegt im Dauerclinch mit der Sympathie, die deren Überbringern entgegenschlägt. Dass sie aber im Kern erhalten bleibt, dagegen kann auch der engagierteste Regisseur kaum etwas ausrichten. Politz fügte sich und versuchte es erst gar nicht. Dem jubelnden, lang anhaltenden Schlussbeifall hat es nicht geschadet.

Anastasia Poscharsky-Ziegeler schreibt im FRÄNKISCHEN TAG (Bamberg) über die „unsterbliche Hoffnung auf gute Geschäfte” und daß Rosel Zech als Courage gefeiert wurde:

Wunsiedel – Am Ende hofft sie nur „wieder gut in den Handel zu kommen”, so wie so viele in unseren Tagen auch. Sie, die Mutter Courage, nachdem sie über zwanzig Jahre mit ihrem Marketenderwagen in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges ihre Fahne immer nach dem Wind gehängt hat, und mit allen Kombattanten wechselnd gute Geschäfte machte. Doch der Preis, den sie zahlen muß, ist hoch: die couragierte Anna Fierling verliert in den Kriegswirren ihre drei Kinder und zieht am Ende ganz allein ihren großen schweren Planwagen durch die verwüsteten Lande.

Auf der Luisenburg ist das Brechtstück mit dem sich viele Schauspielerinnen in der Titelrolle Unsterblichkeit erwarben, in gekürzter Fassung über 135 Minuten mit einer umwerfend starken, singenden, leidenden und hoffenden Rosel Zech zu sehen, Die Premierengäste am Donnerstag wollten mit dem Applaudieren nicht aufhören.

Groß, laut und bunt ist das Ensemble mit 45 Personen, das aus der felsigen Naturbühne in ganzer Breite und Höhe einen Kriegsschauplatz mit Pulverdampf und Kanonendonner macht. Regisseur Pierre Walter Politz läßt einen Bretterweg durch das Fichtelgebirge verlaufen, auf dem ein Bilderbogen aus Moritaten die Zuschauer nicht nur fasziniert, sondern auch erschreckt. Als Akkordeonistin moderiert Jolanta Szczelkun mit starkem osteuropäischen Akzent die Szenen des grausamen Bilderbogens und Mutter Courage verliert zuerst ihren Eilif (Matthias Lehmann) an die Werber des finnischen Heeres, dann den Schweizerkas (Matthias Ransberger) in den Wirren und ganz am Ende, ihre stumme Kattrin (bewundernswert: Johanna Marx), die heldenhaft die Einwohner der Stadt Halle vor den Feinden warnt und dafür ihr Leben läßt. Die Kostüme von Susanne Thaler balancieren der Aussage gemäß zwischen historischen Zitaten, Folklore und Zeitlosigkeit. Als Dirne Yvette hinterläßt Christine Nonnast bei ihrem Luisenburg-Debüt großen Eindruck und schildert die Entwicklung einer tragischen Persönlichkeit, Als windige Schwächlinge ziehen der Feldprediger (Ulrich Gebauer) und der Feldkoch (Peter Kaghanovitch) Nutzen aus der Stärke der Mutter Courage, der in jeder brenzligen Situation ein Ausweg einfällt; selbst als der Winter besonders früh und streng Einzug hält, „im Herbst 1634 im deutschen Fichtelgebirge”, wie es im Original tatsächlich heißt.

Schräge Musik zu den schrillen Szenen, kämpferische Lieder von Paul Dessau werden von einem Quartett mir Max Doehlemann in bester Manier nach Bertolt Brechts „Berliner Ensemble” dargeboten und münden in einer grandiosen und bedrückenden Schlußszene. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt mit der Frage: Geschäfte ja, aber um jeden Preis?

Peer Gynt

Ein dramatisches Gedicht von Henrik Ibsen
Übertragung von Christian Morgenstern
Musik von Edvard Grieg

Wild und anarchisch wie alle „richtigen“ Märchen ist „Peer Gynt“, das Sie mitnimmt auf eine spannende Reise in die innere und äußere Welt eines jungen, unbändigen Menschen. Spielerisch werden in „Peer Gynt“ immer wieder die Grenzen zwischen Realität und Phantasiewelt überschritten, ganz so wie die Hauptfigur es tut, denn Peer ist ein hin- und mitreißender Geschichtenerzähler. Man wehrt sich gegen die Faszination, die von ihm ausgeht, indem man ihn als „Lügner“ abgestempelt. Damit hat Peer Gynt aber in der Enge und Engstirnigkeit seiner Heimat keine Chance mehr und tut es seinem Autor (und uns) gleich und flieht. Peer Gynts (Lebens-) Reise beginnt in Ibsens Heimat im hohen Norden, führt ihn bis ins phantastische Reich der Trolle und ins exotische Afrika und endet nicht einmal im Irrenhaus, sondern wirft ihn wieder auf sich selbst zurück. Wie sich bei der “Inventur“ herausstellt, endet die rastlose Flucht Peers vor sich selbst im Bankrott. Vor lauter Rollenspiel hat er nicht zu sich selbst gefunden, gilt damit als „mißlungener Guß“, den umzuschmelzen zu einem neuen Versuch der Knopfgießer – die nordische Version des Boandlkramers – den Auftrag hat.

Peer Gynt ist wie Faust ein Glückssucher, durchstreift die „kleine und die große Welt“, aber er ist weniger der grübelnde Wissenschaftler als das „verhaltensauffällige“ Kind, das, wie Michel aus Lönneberga, „stets das Gute will und stets das Böse schafft“. Peer zieht daraus aber nicht die richtigen Schlüsse, er lernt nichts – er kann und will nicht „erwachsen“ werden.

Premiere am 17. Juli 2009

Peer Gynt : Bastian Semm
Åse, seine Mutter: Christine Nonnast
Solvejg: Caroline Hetényi
Trollkönig: Peter Kaghanovitch
Trollprinzessin: Barbara Macheiner
Anitra: Ina Meling
Knopfgießer: Adolf Adam
Schmied Aslak: Jan-Hinnerk Arnke
Bräutigam Mads Moen: Matthias Lehmann
1. Akt
Der Haegstadbauer: Peter Kaghanovitch
Die Eltern des Bräutigams: Adolf Adam, Gerd Lohmeyer
ein Bursche: Holger Matthias Wilhelm
zwei Mädchen: Barbara Macheiner, Michael Boettge
Solvejgs Eltern: Uschi Reifenberger, Günter Ziegler
2. Akt
Ingrid: Ina Meling
Saeterinnen: Michael Boettge, Gerd Lohmeyer, Holger Matthias Wilhelm
Hoftroll: Matthias Lehmann
Trollschergen: Jan-Hinnerk Arnke, Holger Matthias Wilhelm
der Krumme: Günter Ziegler
Vogel: Matthias Lehmann

3. Akt
Kåri: Uschi Reifenberger
4. Akt
Peer Gynt : Bastian Semm, Michael Boettge, Peter Kaghanovitch, Matthias Lehmann, Gerd Lohmeyer
Monsieur Ballon: Peter Kaghanovitch
Herr von Eberkopf: Matthias Lehmann
Herr Trumpeterstraale: Michael Boettge
Master Cotton: Gerd Lohmeyer
Chor der Mädchen: Uschi Reifenberger, Barbara Macheiner
Affe: Barbara Macheiner
Schalmei-Spielerin: Anna Rettinger
Sphinx / Prof. Dr. Begriffenfeldt: Gerd Lohmeyer
Fellah: Holger Matthias Wilhelm, Jan-Hinnerk Arnke
Hussein: Peter Kaghanovitch
5. Akt
Kapitän: Jan-Hinnerk Arnke
Koch: Holger Matthias Wilhelm
Pfarrer: Gerd Lohmeyer
Der Magere: Michael Boettge

Regie: Christian Nickel • Bühne: Peter Engel • Kostüme: Anja Müller

Regieassistenz: Anna Katharina Rettinger • Inspizienz: Günter Ziegler • Souffleuse: Elisabeth Hausser • Maske: Andrea Pavlas (Chefmaskenbildnerin), Denise Opheim, Sylvia Schröder • Kostümabteilung: Heide Schiffer-El Fouly (Leiterin), Anja Müller (Kostümassistentin), Günther Biank (Herrengewandmeister), Brigitte Jerger (Gewandmeisterin), Kristin Hoyer, Berit Langer, Kerstin Schusser, Martina Krist (Fundusverwalterin) • Requisite: Uwe Schwalbe (Leiter), Bernd Wünsche (Werkstatt), Petra Andrea Bachmayer (Assistentin) • Ton: Tobias Busch (Tonmeister), Julia Hahn (Micorports) • Beleuchtung & Pyrotechnik: Thomas Ködel (Leiter), Andreas Lucas (Beleuchtungsmeister), Jürgen Dietl, Stefan Pfliegensdörfer, Roland Schuster • Bühnenbetrieb: Anton Freundorfer (Vorarbeiter), Johann Geiger, Sergej Reider, Reinhard Werner, Ralf Winklmüller, Yehia Yehia • Technische Leitung: Jörg Brombacher

Die Dekoration wurde in den Werkstätten des Pfalztheaters Kaiserslautern gebaut • Wir bedanken uns bei Frau Anita Aichinger für die dramaturgische Mitarbeit.

In DER NEUE TAG (Weiden) gibt es weitere Bilder und schreibt unter dem Titel „Prophet, Verbrecher, Trinker, Bergtroll” über Ibsens Drama „Peer Gynt” auf der Luisenburg:

Einem Traum mit märchenhaften Szenen und alptraumhaften Phasen, einer abstrusen Mischung aus Realität und Wahnsinn gleicht die „Peer Gynt”-Inszenierung von Christian Nickel auf der Luisenburg. In seiner dritten Arbeit für die Fichtelgebirgsbühne in drei Jahren beweist der Regisseur beste Kenntnisse der Möglichkeiten, die er hinreißend nutzt, um mit sparsamen Mitteln seine Zuschauer in norwegische Berge, in die bemooste Felsenwelt der Trolle, des orientalischen Nordafrikas oder in eine Nervenheilanstalt von Kairo mitzunehmen.

Die nicht ausverkaufte Premiere am Freitag zeigte, dass dieser dramatische Henrik-Ibsen-Abend hoher Schauspielkunst in Versen auch vom Publikum Ausdauer erfordert: Zweieinhalb Stunden dauert der wüste Lebensweg des Peer Gynt, der 1876 in Oslo uraufgeführt wurde und in Wunsiedel kraftvoll ungestüm von Bastian Semm verkörpert wird.

Sehenswert sind die Bezüge des Regisseurs auf seinen “Faust” 2007 und seinen “Räuber Hotzenplotz” 2008 auf der Luisenburg sowie auch auf andere Meisterwerke unserer Zeit: In der ergreifenden Sterbeszene von Mutter Åse, in welcher ihr Gitterbett auch Schlitten und Kutsche für die allerletzte Reise wird, sind die Parallelen zu Stefan Herheims Bayreuther „Parsifal” unübersehbar. Als Ase hinterlässt Christine Nonnast zwar sprachlich tiefe Eindrücke, doch wirkt sie in Gestalt und Bewegungsabläufen eher wie die Schwester des Protagonisten, nicht wie die alte Mutter.

Der allerorten strapazierte Vergleich Peer Gynts mit Goethes Faust scheint unglücklich gewählt: Bei seiner egozentrischen Suche nach sich selbst hinterlässt der ungebildete Bauernsohn eine breite Spur an Zerstörung. Ungezähmt wie ein Tier agiert dieser Rüpel beim brutalen Brautraub der Ingrid (Ina Meling), seinen Alkoholexzessen und Sexorgien. Mit hoher Schauspielkultur meistert der siegfriedblonde Lausbub Bastian Semm textklar die riesigen Anforderungen, doch die leisen Töne – der Ernst des Lebens – kommen zu kurz. Da hilft auch nicht das (bis in den Zuschauerraum hinein) duftintensive Zerpflücken einer Zwiebel, um des „Pudels Kern” zu erforschen.

Aus der dazugehörigen Suite des Komponisten Edvard Grieg sind nur einzelne Musikfetzen vom Band zu hören. Das Deklamieren der dramatischen Verse, das Bewältigen einer nicht enden wollenden Wortflut steht im Vordergrund. Den krassen Ortswechsel von Norwegen nach Nordafrika versucht Nickel durch die Festspielfanfare und eine angedeutete Theaterpause erträglich zu gestalten, und eine große Stofflandkarte nach dem guten alten Diercke-Schulatlas zeigt, wo es langgeht, dient dem „Helden” später als Kaisermantel.

Neben aller Schicksalsschwere kommt die Würze von den hervorragend besetzten Nebenrollen: Gerd Lohmeyer überzeugt sowohl als verführerische Saeterin wie auch als Gentleman Master Cotton. Uschi Reifenberger schmettert christliche Lieder zu unsittlichen Situationen, und Peter Kaghanovitch (vor zwei Jahren Nickels „Mephisto”) sorgt für Gänsehauteffekte als unheimlicher Trollkönig, der mit seinen Schergen von Anja Müller in skurrile Nacktkörper-Kostüme gesteckt wurde.

Mit dem Knopfgießer (Adolf Adam) schlägt das Stück am Ende die Brücke zum Luisenburg-Boandlkramer. Auch der norwegische Todesbote lässt seinem Opfer noch Zeit, sich zu besinnen, bevor er den Fehlguss Gynt wieder in der Masse einschmelzen wird. Doch zuvor kehrt der Ergraute in die Arme seiner gretchenhaften Solvejg (Caroline Hetényi) zurück.

„Zum Teufel mit den Träumen” überschrieb Michael Thumser seinen Bericht über „Peer Gynt” in der FRANKENPOST:

Lügen die Dichter? Täuschen sie ihre Nächsten, indem sie Geschichten ersinnen? Wenn sich Peer Gynt wunderbare Abenteuer ausdenkt, ist er kein Schwindler, höchstens ein Gaukler, ein begnadeter Erzähler, der seine Mutter fabulierend in atemlose Spannung versetzt. Und in Rage bringt: Denn mit seinem Jägerlatein versteigt er sich in allzu verrückte Unglaublichkeiten. „Du lügst, Peer” schreit sie, und die andern im Dorf schreien es auch, gleich zu Anfang des Dramas. So erleidet er das Geschick so manches Poeten: Man nimmt ihn nicht ernst. Nur Peer, so scheint es, glaubt noch an Peer.

Weltflüchtiger Traumtänzer oder krimineller Lügenbaron? Henrik Ibsen, ein Dichter, der nichts von Lügen hielt, schickt seinen Peer Gynt durch eine fünfzigjährige Abenteuerreise durch ein sinnloses Leben. Auf der Luisenburg, wo das Schauspiel – als ungewöhnliche Mixtur aus Volksstück, Märchenkomödie, Ideendrama, Mysterienspiel – zu sehen ist, dauert dies Leben zweieinhalb Stunden: Lang applaudierte das Publikum nach der bunten und vielfach burlesken, auch strapaziösen Premiere. Am Ende bleiben viele Fragen offen: Ibsen selbst verstellt dem Zuschauer den Durchblick oft genug und hat das episodenreiche, von Figuren überbordende, von Schauplatz zu Schauplatz springende Stück vielleicht nicht so sehr der Bühne wie dem Leser zugedacht – ein „dramatisches Gedicht” für das Theater im Kopf.

Von Träumen handelt die Geschichte; wie in Bildern des Rauschs ereignet sie sich auf der Luisenburg, oft schwer verständlich (auch akustisch), verwirrend, heterogen. Erzählt wird „aus dem Leben eines Taugenichts”. Den entwirft Ibsen, anders als sein deutscher Kollege Eichendorff, nicht als reinen Tor, sondern als Draufgänger mit Neigung zur Gewissenlosigkeit. Zwar zum Dichter geboren, erfindet der Titelheld sein Leben doch nicht wie ein Poet, sondern fälscht es wie ein Betrüger: Er geht sich selbst auf dem Leim.

Seine Weltformel: „Kaiser will ich werden.” Die Mitmenschen stoßen den Selbstsüchtigen von sich; bei den Berggeistern könnte er König werden; zum Fürsten der Sklavenhändler bringt er’s in der Sahara; in Kairo machen ihn Irre zum Kaiser (eine zentrale Szene, die in Wunsiedel ungenutzt verstreicht). Peer, der sich selbst sucht, verirrt und verliert sich zwischen Verlockung und Lüge der Welt.

Auf der Naturbühne ist er glänzend getroffen. Bastian Semm erfindet mit soviel Natürlich- wie Kunstfertigkeit den amoralischen Helden nicht als blonde Bestie, sondern als vitalen Kraftkerl. Die Herausforderung seiner Rolle – durch fünf Lebensalter immer derselbe zu sein – besteht er mit Ökonomie und Kondition. Noch in grellsten, in schwärzesten Momenten bleibt er das unbeschriebene Blatt des allerersten Beginns. Dort, im Eingangs-Wortgefecht mit Ase, seiner patenten Mutter (Christine Nonnast, leidgeprüft, doch resolut), bekundet sich in ihm der Sucher, nicht der Versucher; selbst in Augenblicken zynischen Triumphs oder fataler Selbstvergessenheit wird er ein verzweifelter Experimentierer bleiben, der Lebensmöglichkeiten ausprobiert.

Jene Chancen und Optionen erschließen sich auf Peter Engels Bühne und in Christian Nickels Inszenierung indes nur zum Teil. Schon in den beiden ersten Akten leuchtet nicht immer ein, welche der – oft amüsant schrillen – Figuren für welchen Aspekt der Biografie steht. Folkloristisch „harthändig” nimmt sich das erste Drittel noch aus, das den Helden aus waldiger Oberwelt ins unterirdische Reich diabolischer Trolle mit gigantischen Genitalien führt (Kostüme: Anja Müller, Maske: Andrea Pavlas). Dort regiert der famose Peter Kaghanovitch lachend grausam über ein Kleinimperium, darin Männer (die Herren Arnke, Wilhelm und Boettge) die Frauenrollen übernehmen, was die Groteske deftig steigert. Auch der Mittelteil des Spiels, das sich vor einer ausgespannten Afrika-Landkarte im Surrealen auflöst, kann man sich gefallen lassen. Was an Verständnis in den Wortwasserfällen untergeht, findet sich aufgewogen durch den irren, auch schon mal überspannten Spaß an Anarchie und Rummel: Theater des Absurden.
Doch ziehen schon jene Szenen allzu unvermittelt vorbei; Zusammenhänge erschließen sich nur dem, der sich zuvor mit dem Stoff anderweitig vertraut gemacht hat. Im Schlussabschnitt dann, wo Ibsen den humanistischen Kern herausschält – „Zum Teufel die Träume” und „Mensch, sei du selbst” –, geht der Faden verloren. Immerhin erkennt, wer auf der Luisenburg zuvor den „Brandner Kaspar” sah, im herrlich herben Adolf Adam als Knopfgießer einen nordischen Ahnherrn des Boandlkramers. Auf- und Erlösung spendet Caroline Hetényi mit anrührender Melancholie: Als Solvejg singt sie ergreifend und tritt insgesamt als makelloses Mädchen auf, „um das herum es wie Sonntag ist” – ein unbeschriebenes Blatt, sie erst recht. Den Kopf in ihrem Schoß, findet Peer, der flunkernde Taugenichts, sterbend die Wahrheit: Sein Leben erfüllt sich, weil sich Solvejgs Glaube an ihn, ihre Liebe zu ihm, ihre Hoffnung auf ihn bestätigt. Der Dichter Eichendorff fand dafür die Formel: „Und es war alles, alles gut.” Gilt sie auch hier?

„Peers Reise in die nacht ­ macht Wunsiedel eine Reise wert” meint Christian Bubenheim im NORDBAYERISCHEN KURIER.

Die gewaltige Naturbühne ist ein idealer Schauplatz für das von Christian Morgenstern übertragene Versdrama „Peer Gynt” von Henrik Ibsen. Die Wunsiedler Premiere des Regisseurs Christian Nickel nimmt ihren Lauf, als das Licht der untergehenden Sonne die waldige Felsenkulisse in goldenes Grün taucht.

„Peer Gynt“ lebt vor allem von Abwechslung, was dem Regisseur mit farbenprächtigen Szenen, den Schauspielern mit energetisch-emotionalem Spiel gelingt, die trotz der trockenen Freiluftakustik laut und verständlich artikulieren, verlorene Zwischentöne mit lebendiger Mimik und Gestik kompensieren. Peer erfährt als Außenseiter Mobbing in typischer Dorfatmosphäre, wobei die Aggression und Empörung der Dörfler unterhaltsam selbstironisch gestaltet ist. Den Schmied Aslak spielt Jan-Hinnerk Arnke in herrlicher Stumpfheit, wenn er mit seinem Hammer aufschlägt und martialisch „Schmied” ruft, um Peer Angst einzujagen. Ebenso unterhaltsam ist der Bräutigam Mads Moen alias Matthias Lehmann in seiner Naivität. Wenn Peer auf seiner Reise in den Norden drei dümmliche Säterdirnen (Michael Boettge, Gerd Lohmeyer, Holger Matthias WilheIm) in Travestie trifft, die ihn in rosa Kleidchen samt Puschen mit verzerrten Teletubby-Stimmen verlocken wollen, fühlt man sich unvermittelt an die drei Nixen im „Rheingold” erinnert.

Während die Trollprinzessin Barbara Macheiner ihr keckes Spiel frech mit Peer treibt und der großklötige Trollkönig Peter Kaghanovitch den Blondschopf ordentlich einschüchtert, wuseln die Trollschergen Jan-Hinnerk Arnke und Holger Matthias Wilhelm irrwitzig und niemals innehaltend umher und laden zum wurstigen Troll-Buffet. Die Prinzessin trötet Griegs Bergkönig-Melodie, die Orchestermusik ertönt kurz aus der Konserve, eine Diskokugel schwebt herab und die Schergen beginnen einen Rap, dessen Beats aus Rülpsen, Grunzen und Furzen bestehen. Es ist vulgär und komisch, bis die Stimme in der Finsternis, genannt „der Krumme“ (Günter Ziegler), irritiert stimmungsvoll mit verzerrten Gitarrentönen in Texas-Look auftaucht, wie als Personifikation des Kontrast-Prinzips des Stücks: Peers Mutter Åse liegt im Sterben. Christine Nonnast verkörpert sie zu Beginn noch als kämpferische, lustige und lebensfrohe junge Mutter, die jetzt von Peers Geschichten in den Tod getröstet wird. Es geht bergab.
Als sich Peer als erfolgreicher Handelsherr versucht, mit Kollegen in Smoking und weißem Schal vor einer aufgespannten Europakarte tanzt, bei Schampus und einem „Yes we can!“ auf seine Erfolge anstößt, wirkt er deplaziert, und das wird er. Geldgier und Imperialismus finden ihr Ende im Verlust seines Schiffs. Er erlebt seine persönliche Wirtschaftskrise. Mit dem Auftritt eines Schimpansen und eines Zwei-Mann-Elefanten, dem die Kopfmaske abgerissen wird, wird das Affentheater der Wirtschaftsgrößen durch gekonnte Verfremdung entlarvt. Peers Absturz ist vorprogrammiert. Da hilft auch kein Staat.

Peer wird Prophet und landet im Irrenhaus. Ein perfekt abgestimmtes Sprechduo (erneut Wilhelm und Arnke) mimt den Fellah und erzählt die Geschichte um König Apis. Zugleich Prof. Dr. Begriffenfeldt und Sphinx geigt Gerd Lohmeyer Smetanas „Moldau“, erscheint wie Einstein aus Dürrenmatts „Physikern“. Peers Trollkönig und -prinzessin kehren in Wüstengewändern wieder. Dada perfekt.

Die Landkarte wird zum Segel, es geht endlich heim, doch Peer hat längst weißes Haar. Er begegnet surrealen Gestalten wie dem Mageren (Michael Boettge) oder dem Knopfgießer (Adolf Adam), der ihm eindrucksvoll die Fehlerhaftigkeit seiner Existenz demonstriert, ihn mit einem Knopf ohne Ösen gleichsetzt, ihn neu gießen will. Peer erkennt sich selbst nicht wieder und auch der Schmied und der Bräutigam, selbst gebrochen, erkennen ihn nicht. Die Retardierung ist ernst und zäh, aber das muß sie auch. Sie zwingt den Zuschauer zum Mitleiden. Zum Stillsitzen. Zum Nachdenken.

Nach einer viel zu kurzen Stille applaudieren einige und reißen alle mit aus ihrer Lethargie. Die Leistung der Schauspieler war beeindruckend. Bastian Semm wurde während der gesamten Spieldauer nicht müde, die Rolle dem Publikum glaubwürdig zu vermitteln. Es gelang ihm, die tragische Entwicklung eines romantischen Helden zu vermitteln, der nur reist, weil er immer auf der Flucht vor sich und seiner Lebenslüge ist. Es war ein Spiel ohne Pausen, musikalische Einlagen und Schauspiel originell kombiniert. Wunsiedel ist spätestens jetzt eine Reise wert.

Im RHEINISCHEN MERKUR war am 30.7.09 zu lesen:

Zwar hat Christian Nickel, bekannt als Schauspieler an der Wiener Burg, das überbordende Stück geschickt gekürzt und der Naturbühne integriert, dennoch zeigen sich gegen Ende Längen. Seine Inszenierung gibt das Werk als buntes Volkstheater, dessen epischer Charakter deutlich wird. Immer wieder verweist er auf die geduldig ihren Peer erwartende Solvejg. Erstaunlich die immense Spielfreude des Ensembles, in dem der dafür mit dem Rosenthal-Nachwuchspreis ausgezeichnete Bastian Semm in der Titelrolle hervorragt.

Daß die Luisenburg-Umsetzung von „Peer Gynt” durch „gute Darsteller, außergewöhnliche Kostüme und absurden Humor” überzeugt beschreibt Stefan Fössel in der BAYERISCHEN RUNDSCHAU (Bayreuth) unter dem Motto: „Verrückte werden plötzlich normal”:

In Traumwelten erscheint vieles leichter. Peer Gynt denkt sich eine schönere Welt, weil ihm die wirkliche wenig zu bieten hat. Vom Familienbesitz ist kaum was geblieben, die Dorfbewohner grenzen ihn aus, und obwohl er eigentlich einen Schlag bei den Frauen hat, weiß er nichts draus zu machen und ruft stattdessen: „Hol’ die Pest euch Weiber alle.” Also träumt er sich’s anders, überzeugt vom Unmöglichen „Trau mir nur und wart nur zu, bis das ganze Dorf ich ehr’: König, Kaiser will ich werden.” Und so begibt sich der Norweger auf eine Odyssee, die ihn weg von der geliebten Solvejg (Caroline Hetényi) führt  zu Trollen, nach Afrika und ins Irrenhaus! Solvejg muß die meiste Zeit des Stücks Schatten tanzend auf ihren Geliebten warten. Und doch war sie es, die Peer mit ihren absoluten Ansprüchen davongetrieben hat, um ihn am Ende in einer Gretchen-gleichen Szene zu erlösen.

Bastian Semm gibt einen guten Peer, mal kindlich-verträumt, mal pubertär-anarchischer Naturbursch, am besten aber alt und ganz unten, grau, bucklig und melancholisch, der in der Zwiebelszene feststellen muß, daß sein Leben „nur Schalen, keinen Kern” hat. Großartig auch ein Gerd Lohmeyer, der fünf Rollen auszufüllen vermag, vom schrulligen Brautvater über den denglischenden Master Cotton bis zum irren Irrenarzt BegriffenfeIdt, der Peers Paß verspeist und verkündet: „Die bisher verrückten Persönlichkeiten sind seit gestern normal geworden. Dem steht Peter Kaghanovitch nicht nach, der vor allem als bizarr-philosophischer Trollkönig überzeugt. Indes scheinen die Felsen der Luisenburg wie geschaffen für die Darstellung einer nordischen Landschaft, da braucht es wenig Veränderungen am Bühnenbild, da ein rostiges Blech, dort bespannte Latten als Gynt’sche Behausung. Um die Dekoration (gebaut in den Werkstätten des Pfalztheaters Kaiserslautern) muß einem auch nicht bange sein, wenn der herrlich fiese Schmied (Jan-Hinnerk Arnke) immer wieder wild mit dem Hammet um sich schlägt. Spannend allerdings die Frage, wie aus dieser Felsenlandschaft im vierten Akt ohne Umbaupause marokkanische Wüste werden soll. Die Lösung ist genial einfach. Aus einer Luke wird eine zehn Meter breite Leinwand hochgereicht, die sich zur Afrika-Karte entfaltet, vor und auf der die Szene spielt. Später kippt man die Karte und sie wird zum stürmischen Meer, das Peers Schiff zum Kentern bringt. Die Kostüme kommen zunächst eher klassisch daher, Tracht dominiert das Bild – vor dem Auftritt der Trolle, die wirken wie „Körperwelten”-Exponate mit durcheinandergeratenen Riesengenitalien. „Die Menschheit ist ein merkwürdig Ding”, sinniert da der Trollkönig, während ihm sein Gemächt bis zu den Waden baumelt. Seine Tochter (Barbara Macheiner) macht sich derweil lüstern züngelnd und gierig grunzend an Peer heran, der ihr ein Trollkind zeugt. Das ist dem König gerade recht, denn „mit uns geht es die letzten Jahre ohnehin bergab”. Als eine Art Country-Punk kommt dann der „große Krumme” daher und läßt zu seinen sonoren Worten die E-Gitarre singen.
Am Ende erntet das Ibsen-Stück in der Übertragung von Christian Morgenstern zu Recht viel Applaus: Das ist den guten Darstellern und der Inszenierung von Christian Nickel zu danken. Die teilweise doch recht schwere Kost ist mit viel absurder Komik und überraschenden Ideen gewürzt, ohne das dramatische Gedicht unnötig zu verflachen. So ließe sich mit dem Irrenchor schließen: „Hervor aus eurem Labyrinth, die Vernunft ist tot, es lebe Peer Gynt.”

Auf www.nachkritik.de schreibt Georg Kasch unter dem Titel „Trolle, Schweinemenschen und ein silberner Elefant” über „Peer Gynt”:

Was hat dieser Peer eigentlich falsch gemacht? Wie er so über die felsige, waldige Naturkulisse der Luisenburgfestspiele Wunsiedel jagt, engergiegeladen, kraftvoll, blond, mit wildem Übermut, er dann in sich hineinlauscht und dort eine fantastische Geschichte findet, wie er sich damit trotzig zu behaupten versucht, scheitert und trotzdem die Frauen immer wieder fesselt, fasziniert er als ein wankelmütiger, aber allemal interessanter Sympat, dem hin und wieder die bürgerlichen Sicherungen durchbrennen.

Zweieinhalb Stunden lang füllt Sebastian Semms kraftvoller Träumer und sensibler angry young man die riesige Naturbühne, und lange wünscht man dem Flausenkopp mit Hang zum Hochmut aus ganz uneigennützigen Gründen ein schnelles Glück in Solveigs Schoß und nicht nur, weil man nicht mehr sitzen kann. Damit hat Christian Nickels Inszenierung von Henrik Ibsens „Peer Gynt”… schon mal eine Grundvoraussetzung des Volkstheaters erfüllt: die Identifikationsmöglichkeit.

Und auch sonst lässt er wirkungsvolle Geschütze auffahren, um die nicht eben unkomplizierte Geschichte um den Brauträuber, Liebenden, Sklavenhändler, Egoisten und Scheiternden, mit dem Ibsen 1867 seinen Landsleuten den Spiegel vorhielt, bildreich und handfest in Szene zu setzen. Der Schmied Aslak schwingt seinen Vorschlaghammer und drischt auf alles ein, um seine Kraft zu demonstrieren, die Trolle, Schweinemenschen mit überdimensionalen Geschlechtsteilen, rülpsen und schmatzen auf der lilanen Szene vor sich hin, dass es eine Freude ist, die Wüste (ausgerechnet da regnet es, aber Freilichttheater hat eben seine eigenen Gesetze) markiert Bühnenbilner Peter Engel mit einer riesigen Stoffkarte von Afrika, als Brecht-Gardine eine Reverenz an den anti-naturalistischen Geist des Stücks.

Auch nutzt Nickel die Landschaftskulisse als Simultanbühne, um die wartende  (und ergreifend das von Edvard Grieg maßgeschneiderte Lied singende) Solveig wiederholt ins Spiel zu bringen. Auch Kabarett und Karneval gehören zum Volkstheater, aber hier läuft Nickel die Geschichte etwas aus dem Ruder. Witzig ist er ja, der silberne Elefant, der zunächst den den Propheten Gynt hereinträgt und später, bereits zweigeteilt in die Jungs unter der Hülle, maulend abzieht.

Aber braucht’s den Affen, der über die Bühne turnt? Wozu die Diskokugel in der Halle des Bergkönigs? Und die Nationalkarrikaturen der vier falschen Freunde in der Wüste schillern schlecht verständlich nur um ihrer selbst willen als ein mit Szenenapplaus bedachtes Aperçu, das für die Handlung nicht weiter wichtig ist  ihr Raub und ihre missglückte Flucht sind gestrichen.

So ist Nickels wild-bunter Bilderbogen immer in Gefahr, Textkenntnislose links liegen zu lassen. Das rächt sich gegen Ende, wenn der so oft unterhaltsamen Inszenierung die Puste ausgeht. Da hilft es wenig, wenn bei Peers Zwiebelmonolog der scharfe Geruch des zerpellten Gemüses als weiteres sinnliches Moment ins Parkett vordringt ­ die moralischen Apelle von Pastor und Knopfgießer, vom mephistopehlischen Mageren und dem heruntergekommenen Trollkönig überfrachten die letzten zwanzig Minuten mit grauem Gedankenmassiv ohne Wanderkarte.

Kein Wunder, wenn die Zuschauer hier aussteigen, die vorher dem Semm’schen Gynt so gebannt folgten. Dass Peers (moralische) Mittelmäßigkeit ein Problem war, lässt sich auch schneller erzählen. In Anbetracht des Stuhls, der sich dann doch erstaunlich hart in den Rücken frisst, wird schnell egal, ob Peers Problem irgendetwas mit einem selbst zu tun hat: Man wünscht sich, er möge endlich im Schoß der blinden Solvejg zusammenbrechen, die hier als unvergängliches Wunschbild nicht gealtert ist.

Dass der Abend zuvor gute zwei Stunden lang fesselte, ist neben dem beeindruckenden Semm Caroline Hetényis zurückhaltend-präsenter Solvejg zu verdanken, die Innigkeit nie mit Sentimentalsirup verwechselt. Auch die Nebenrollen sind teils bemerkenswert besetzt, Master Cotton, Dr. Begriffenfeldt und der Pastor etwa, in die sich Gerd Lohmeyer virtuos und mit punktgenauer Komik verwandelt. Griegs Musik besorgt gesummt, gesungen und als emotionsgeladener Orchestergroßklang den Soundtrack, dazu rauschen die nordisch-oberfränkischen Wälder.

Die Operette
Gräfin Mariza

Operette in 3 Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald • Musik: Emmerich Kálmán
(Gastspiel der Operettenbühne Wien)

Die berühmte Geschichte von der Verlobung mit einem erfundenen, aber doch existierenden Bräutigam, die letztlich doch zu einer Verlobung mit dem erfundenen Verwalter wird, der in Wirklichkeit ein echter, wenn auch verarmter Graf ist, singen und spielen:

Gräfin Mariza: Heidi Brandstetter
Fürst Moriz Dragomir Populescu: Alois Walchshofer
Baron Koloman Zsupan: Alexander M. Helmer
Graf Tassilo Endrödy-Wittenburg: Michael Kurz
Lisa, seine Schwester: Susanne Fugger
Fürstin Bozena Cuddenstein zu Chlumetz: Nera Nicol
Penizek, ihr Kammerdiener: Gerhard Karzel
Tschekko, Marizas alter Diener: Walter Jenewein

Orchester Chor und Ballett der Operettenbühne Wien

Bühnenfassung, Regie und Musikalische Leitung: Prof. Heinz Hellberg • Choreographie: Enrico Juriano • Kostüme: Lucya Kerschbaumer • Technische Gesamtleitung: Valentin Piwek

Die Oper
Hänsel und Gretel

Oper von Engelbert Humperdinck

Gastspiel der Landesbühnen Sachsen / Felsenbühne Rathen

Gastspiel der Landesbühnen Sachsen

ab Freitag, 21. August 2009

Es singen und spielen u.a.:

Sarastro: Tobias Pfülb

Königin der Nacht:  Christina Poulitsi / Cornelia Götz

Tamino:  Michael Axelsson / Guido Hackhausen

Pamina:  Anna Erxleben / Judith Hoffmann

Papageno: Fred Bonitz / Norman D. Patzke

Papagena:  Theresa Suschke / Karolin Trübenbach

Musikalische Leitung: GMD Michele Carulli, Inszenierung: Therese Schmidt, Ausstattung: Stefan Wiel

Sonderveranstaltungen
Opern auf bairisch
Fonsi Wachtlinger
Joachim Ringelnatz
Rundumadum

Konzerte & Kabarett

Opern_auf_Bairisch_2009Mit den „Opern auf Bairisch“ wird das Publikum auf dem grünen Hügel der Luisenburg bündiger bedient als auf dem im nahegelegenen in Bayreuth. Keine 17 Stunden, nur eben mal hundert Minuten dauert der Spaß und trotzdem wird der ganze „Ring“ erzählt, musiziert, vergegenwärtigt – in einem Aufwasch. Hinter dieser von Paul Schallweg in köstlich-kurios zusammengereimten Kurzfassung geht es lebensnäher und durchaus fleischlicher zur Sache als im Festspielhaus. Und doch steckt auch ein tieferes Wissen um Wagner zwischen all der lästernden Lustigmacherei. Der Opernfreund und Bayreuth-Pilger kann sich amüsieren und geschmeichelt fühlen in seiner bildungsbürgerlichen Kennerschaft. Aber auch jeder andere wird bestens unterhalten und findet vielleicht sogar, auch ganz ohne musikalische Vorbildung, über diese Satire einen Zugang zu dem sich als so schwierig und elitär gebenden Sagen- und Opernkomplex. Die bereits auf der Luisenburg bestens bekannten Rezitatoren Gerd Anthoff, Conny Glogger und Luisenburg-lntendant Michael Lerchenberg werden von dem Solistenensemble der Münchner Staatsorchester samt dem Schlagwerker Werner Hoffmeister mit seinem Arsenal aus Schellenbaum und Kuhglocken, Blecheimer und Nachtgeschirr, Wein- und Wärmflaschen, Vogelpfeiferl und Donnerblech begleitet. Unter der Leitung von Rolf Wilhelm, dem Bruder des „Brandner Kaspar“-Autors und dessen musikalischer Mitarbeiter an diesem Werk, schnagglts gewaltig und tutet, trötet und pfeift, trillert und brummt es nach Friedrich Meyers Noten und dazwischen erkennt man immer wieder Wagners Themen…

Also nicht versäumen: am Montag, 27. Juli 2009, 20.30 Uhr, auf der Luisenburg-Bühne: „Der ganze Ring in einem Aufwasch“ – frei nach Richard Wagner.

Fonsi_2009Kabarettabend mit Christian Springer als Fonsi Wachtlinger

„Prägnanter, lustiger geht es nicht…“ (SZ)

„Gelungene Mischung aus Kabarett und bairischer Satire…“ (Münchner Merkur)

einmalig am Mittwoch, 15. Juli 2009

Ringelnatz_2009„Die Löcher sind die Hauptsache an einem Sieb“

Gedichte, Lieder und Prosa von Joachim Ringelnatz

mit „Courage“ Rosel Zech, Anatol Regnier und Monika Sutil am Klavier

Es wäre jammerschade, wenn es nicht die Gelegenheit gäbe (am Donnerstag, 23., und am Samstag, 25. Juli, jeweils 20.00 Uhr, im Museumshof), die wunderbare Schauspielerin Rosel Zech, die gerade die Mutter Courage spielt, auch noch einmal anders zu erleben. Ihr besonders am Herzen liegt der Abend mit den Miniaturen des großen, stillen, skurrilen, humorvollen, derben und traurigen Dichters Joachim Ringelnatz, dem sie sich wesensverwandt fühlt. Rosel Zechs

Vater war Seemann wie jener Hans Bötticher, der sich nach dem seemännischen Namen für das glückbringende Seepferdchen „Ringelnatz“ nannte, und er hat ihr den Hang zum sich immer in Bewegung befindlichen Meer mit seinen Schönheiten und seinen Gefahren ganz offensichtlich in die Wiege gelegt.
Auch Ringelnatz hatte etwas von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen, denn dieser Georg Bötticher – Tapeten-zeichner von Beruf – verfaßte humo-ristische Gedichte und Erzählungen in sächsischer Mundart. Er war sehr stolz auf die dichterischen Fähigkeiten seines Sohnes, erfüllte ihm aber trotzdem den Traum von der Seefahrt. Als Schiffsjunge auf dem Segelschiff „Elli“, später im einjährig-freiwilligen Militärdienst, den man ihm in seinem ansonsten miserablen Reifezeugnis als einziges zugestand, auf dem Kreuzer „S.M.S. Nymphe“ bereiste er die Meere und lernte auch die Schattenseiten der „großen Freiheit“ kennen. Von dort begleitete ihn als neue Kunstfigur des Literarischen Kabaretts der Seemann Kuttel Daddeldu in sein anderes Leben: Nach seiner Entlassung als Bootsmaat, einer Kaufmannslehre in Hamburg und verschiedenen Gelegenheitsarbeiten kam Ringelnatz 1909 nach München und fand im Künstlerlokal „Simpl“ Gleichgesinnte: Frank Wedekind, Klabund, Thoma, Valentin u.a. Hier begann die literarische Karriere von Ringelnatz wie die von Brecht. Er stieg zum Hausdichter auf und trug allabendlich seine Verse vor.
Im „Simpl“ stand letztlich auch die Wiege von Anatol Regnier, der zusammen mit Rosel Zech und begleitet von der Musikerin Monika Sutil den Abend „Die Löcher sind die Hauptsache an einem Sieb“ bestreitet. Regnier, Sohn des Schauspielers Charles Regnier und Enkel von Frank Wedekind, lernte als musikalischer Begleiter seiner Mutter Pamela Wedekind schon während seiner Schulzeit die Lieder seines Großvaters Frank Wedekind, aber auch von Brecht, Kästner und eben Ringelnatz kennen. Längst hat sich Anatol Regnier als Musiker – er ist ein Meister der klassischen Gitarre, Rezitator, Schauspieler und Autor emanzipiert. Für sein schriftstellerisches Werk wurde er mit dem Ernst-Hoferichter-Preis 2005 ausgezeichnet.

am Do. 23. Juli und am Sa. 25. Juli 2009, jeweils 20.00 Uhr

Eine musikalische Reise um die Welt und zurück zum Ammersee
von und mit Hans Well von der „Biermösl-Blosn“ und seinen Kindern
FFGR31902 24.4.2008 Puchheim PUC Well-Kinder Foto: G¸nther Reger
Foto: Günther Reger

Jonas, Tabea und Sarah Well, die 2. Generation der Biermösl Blosn, sind 12, 16 und 17 Jahre alt und schon weit in der Welt herumgekommen. Mitgebracht haben sie Lieder und Geschichten, die sie nun mit ihrer musikalischen Reise um die Welt „Rundumadum – und zruck zum Ammersee” zum Vergnügen von Kindern und Erwachsenen weitergeben – einmalig am Freitag, 31. Juli 2009, 20.00 Uhr, im Museumshof.
Vater Hans Well hat ein lustiges musikalisches Reisespiel erfunden, das in weitentfernte Länder führt und dabei doch sehr bairisch bleibt. Er hat mit großer Sorgfalt Volkslieder aus den verschiedenen Ländern ausgesucht – und ein bißchen haben Gerhard Polt, Hans Traxler und Sabeeka Gangjee-Well, die aus Indien stammende Mutter der drei Well-Kinder, Pate gestanden. „Wir wollten richtige Volkslieder, bloß keinen Kitsch“, lautet die einhellige Absicht.
„Reisen bildet, dahoam bleibn macht bled“, finden die Well-Kinder und können es kaum abwarten, bis sie sich erzählend, singend, musizierend und spielend wieder auf die Reise machen können, und jede ihrer Stationen mit einem authentischen Lied und einer mehr oder weniger wahren Geschichte (oder einem Kalauer) begrüßen: Italien (wo „Rundfunk und Fernsehen“ einfach „Berlusconi“ heißt und sie – wer’s glaubt – die Geschichte „vom glücklosen Handtaschenräuber in Napoli“ erlebten), Spanien (wo sie mit ihrem „Fidel Castro“, sprich: Geigenkasten unterwegs waren zum Stierkampf), Irland, Frankreich, England (wo sie dazulernten, daß „shut up“ auf Englisch „hoit’s Mei“ heißt), Rußland, Amerika (wo sie Indianerles am Marterpfahl spielten), Tahiti (wo es vom Haifisch und der Hirschledernen zu erzählen gibt), Australien und Papua-Neuguinea, China, Indien (wo sie die wunder-same Zähmung des Königstigers miterleben konnten) oder Afrika. Ziel und Heimathafen ist dann schließlich doch wieder der Ammersee, denn „…do is zehn moi so schee!“

am Freitag, 31. Juli 2009, 20.00 Uhr
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